Kürzlich ist der erste Trailer zu „Jurassic World“ raus gekommen. Normalerweise gucke ich ja keine Trailer, aber diesen habe ich zufällig gesehen.
Kurz gesagt: Ich fand ihn kacke und habe jetzt schon keinen Bock mehr auf den Streifen.
Der Grund: CGI.
Klar, die Dinosaurier sahen wieder cool aus. Zumindest soweit man das beurteilen kann.
Aber der Trailer zeigt mal wieder ein paar ganz andere Probleme, die man sich mit dem heutigen CGI-Overkill geschaffen hat.
1. BRENNT ALLE KULISSEN NIEDER
Denn scheinbar werden sie ohnehin nicht mehr gebraucht. Während Jurassic Park noch alles mögliche an selbst gebautem Kram zu bieten hatte, ist im nun eröffneten Freizeitpark alles animiert. Das große Tor, durch das man fährt: CGI. Die Einschienenbahn: animiert. Der Dschungel: man hat wohl keinen Busch gefunden und musste auch diesen animieren. Meine Fresse, selbst das verdammte Boot, mit dem die Kundschaft zur Insel schippert ist nur eine Animation. Und es sieht einfach unglaubwürdig und scheiße aus. Erinnert ihr euch noch, wie realistisch die Dinos in der ursprünglichen Jurassic Park Trilogie aussahen, während sie durch einen echten Dschungel latschten? Sah toll aus, oder? Jetzt laufen animierte Dinosaurier durch einen schlecht animierten Dschungel und man denkt direkt: Das sieht einfach unecht und scheiße aus. Vision im Arsch, liebe Filmemacher. Aber wer hätte auch gedacht, dass Jurassic World ein Animationsfilm wird?
2. AAAAAAAAAHHHHHHHH, EIN KÄFER!
Keine Angst. Der ist nicht echt. Denn während in der alten Indiana Jones Trilogie noch echte Spinnen, Schlangen, Ratten und anderes Ungeziefer kreuchte und fleuchte, gab es in Indy 4 animierte Ameisen. Und man, war es behämmert. Ich weiß noch, wie ich mich beim Tempel des Todes geekelt habe, als die in dem mit Käfern bevölkerten Gang rumlatschten. Bei den Ameisen kam mir nur das kalte Kotzen. Aber aus anderen Gründen. Nicht mal in Noah, einem Film, in dem jedes Tier der Welt vorkommt (oder zumindest vorkommen sollte) war nicht ein Tier echt! Dem einzigen, dem das wahrscheinlich gefällt, ist der Gründer von Green Peace. No Animal were harmed. Natürlich nicht. War ja auch keins da.
3. DER STUNTMAN HAT HEUTE SEINEN FREIEN TAG
Den braucht man nämlich nicht mehr, wenn man sowieso jede Actionszene einfach am Computer animiert. Hach, war das früher schön, wenn einfach ganze Häuser weggebombt wurden, Autos durch die Gegend flogen, Helikopter abgeschossen wurden und Leute noch wirklich explodiert sind. Naja, vielleicht nicht ganz so extrem, aber immerhin kurz davor. Heute, äh, nicht mehr. John McClane turnt auf animierten Jets rum, während eine animierte Autobahnauffahrt durch eine animierte Explosion zerlegt wird. Witzigerweise war die Szene, in der McClane einen Polizeiwagen in einen Helikopter fliegen lässt, nicht animiert. Der Stuntman, der aus dem Teil rausspringen musste hat sich hoffentlich gut bezahlen lassen. Ich hätte wahrscheinlich nur doof geguckt, wie ein Reh kurz vor dem Aufprall mit nem 40-Tonner.
Nebenbei kann man es aber auch so richtig übertreiben. In Expendables 2 wurde CGI benutzt um EINEN WEIßEN HELIKOPTER SCHWARZ ZU MACHEN. War wohl kein Pinsel aufzutreiben.
4. ZIEH DICH AUS, BABY. WIR BRAUCHEN KEIN KOSTÜM
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, mit wie viel Liebe zum Detail und Kleinarbeit alleine die Kostüme der Orks in Peter Jacksons Herr der Ringe Trilogie zusammengefuckelt wurden. Jackson ging sogar so weit, jedes Orkkostüm an den jeweiligen Charakter anzupassen, nachdem er sich für jeden JA JEDEN Ork eine kleine Backstory ausgedacht hatte. Selbst, wenn der Ork nur drei Sekunden im Bild war, um dann seinen Kopf zu verlieren, sah der Kopf anders aus, als der jedes anderen Orks. Als er allerdings die Arbeit am Hobbit übernahm, dachte er sich wohl: Scheiß drauf. Warum mir so viel Arbeit machen, wenn die Leute mir sowieso die Knete in den Rachen schmeißen? Natürlich ist das nicht das größte Problem, dass die Hobbitfilme haben. Aber es sind eben auch diese Kleinigkeiten, die die Herr der Ringe Filme von den Hobbitschinken abhebt.
5. MACH DEINEN VERDAMMTEN JOB, DU ARSCH
Sich auf den Wundern der neuen Technik auszuruhen scheint nun aber auch bei den ganz alten Hasen der Filmbranche angesagt zu sein. Weil Martin Scorsese keinen Bock hatte, sich nach Locations für Wolf Of Wall Street umzusehen, hat er die Szenen einfach größtenteils vor nem Greenscreen gedreht und ließ dann die richtigen Hintergründe per Photoshop einfügen. Dazu fällt selbst mir absolut nichts mehr ein.
Was haltet ihr vom momentanen CGI-Overkill? Notwendig oder nur noch nervig? Diskutiert mit mir in den Kommentaren.
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Oft nervig, manchmal notwendig.
Aber trotzdem immer liebloser als Modelle etc.
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Notwendig ja, aber eben nicht in diesem Ausmaß. Es scheint eben wirklich so, als ob sich die Filmemacher darauf ausruhen, weil es leichter und günstiger ist, als mal etwas Aufwand zu betreiben.
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Ich bin ganz Deiner Meinung. Die großen Abenteuer- und Unterhaltungsfilme verlieren so die Illusion der Authentizität und was dabei drauf geht ist „suspension of disbelief“ – und das ist ja die Basis für das, was wir uns alle als Kinomagie wünschen.
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Genau da liegt das Problem. Man kann sich kaum noch in die Filme reinversetzen, weil alles so verfälscht aussieht.
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Ein wenig polemisch, doch im Grunde stimmt es leider. Viel zu viel CGI. Kein Wunder, dass „Jurassic Park“ (also der erste Teil) so viel besser gealtert ist, als viele CGI-Filme der letzten Jahre…
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Der erste Jurassic Park ist immer noch absolut großartig. Aber in dem Film gibt es insgesamt auch nur 6 Minuten Animation. In Jurassic World sinds dann wahrscheinlich nur 6 Minuten ohne.
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Leider ist das mal wieder ein Symptom der heutigen Wirtschaftphilosophie. Hauptsache so einfach und günstig wie möglich. Die Qualität ist da erst einmal zweitrangig. Ich finde es schade und befürchte, dass man sich leider daran gewöhnen werden muss, da die Entwicklung sich wahrscheinlich nicht mehr umkehrt – vor allem bei großen Kinoproduktionen. Ich hoffe, dass wenigstens Independentfilme von diesem Trend verschont bleiben.
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Die kleineren FIlme können sich das bisher wohl ohnehin nicht leisten. Aber kann natürlich auch noch kommen, wenn immer mehr CGI-Firmen aus dem Boden schießen und dann ihren schlecht zusammengeschusterten Kram, billig verscheuern, nur um auch was vom Kuchen abzukriegen.
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Du nimmst mir die worte aus dem Mund 🙂 Natürlich hat CGI ein paar neue Wege geöffnet, wo man früher schwer dran zu kämpfen hatte. Aber wie du schon sagtest, inzwischen wird damit maßlos übertrieben. Demnächst brauchen wir auch keine Schauspieler mehr. Das machen dann Avatare.Die streiken nicht, fordern keine riesigen Gagen usw. 😉
Der erste Jurassic Park war doch einfach obercool. Ich war total baff, wie echt die Dinos zwischen den Schauspielern aussahen 🙂
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Gucke gerade den ersten Teil und das sieht immer noch unglaublich aus. Und mehr braucht es doch dann auch nicht. Man hat das Gefühl, dass es echt ist, also hat man alles richtig gemacht. Heute sieht einfach alles gekünstelt aus und dadurch kann man sich einfach nicht mehr wirklich hineinversetzen. Das zerstört einfach das komplette Filmvergnügen.
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Ja genau. Die dinos wirken in der echten Umgebung wie reale Tiere.
Bei manchen Filmen ist das tatsächlich sehr unverträglich.
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So ist es. Nächstes Jahr erwartet uns dann wohl so ein unverträgliches Exemplar.
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Stimmt 😉
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Also ich gebe dir insofern recht, dass viel zu oft Gebrauch von CGI gemacht wird, wo es nicht notwendig gewesen wäre und/oder besser echte Kulissen, Modelle whatever zu nutzen. Aber CGI schafft auch die Möglichkeit Szenen und Visionen umzusetzen, die sonst nicht machbar wären. Du hast ja beispielsweise ‚Noah‘ genannt. Wie hätte das mit den Tieren ohne CGI klappen sollen?
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Hab den Film nicht gesehen. Es ging mir eher darum, dass in einem Film, in dem jede Menge Tiere dabei sind, nicht ein einziges echt ist. Wie schwer kann es denn sein, da zumindest ein paar Viecher ranzuschaffen?
Natürlich ist nicht alles schlecht an CGI. Und manchmal ist es eben auch unumgänglich. Aber ein paar Tiere, einen schwarzen Helikopter, oder einfach eine gescheite Filmlocation sollten doch wohl auftreibbar sein, oder? Es ist einfach so, dass man sich auf der Technik ausruht, weil man es eben kann, und mir geht das tierisch auf die Nüsse. Ist genau so, wie bei 3-D, wo anfangs einfach ALLES 3-D sein musste, scheißegal ob es zum Film passt, oder nicht. Darunter leidet eben ein Film gehörig, zumindest meiner Meinung nach.
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Also – wie gesagt, ich gebe dir Recht. V.A. habe ich eine Zeit lang selbr Computergrafik gemacht und 3D-Szenen gerendert und weiß wieviel Ressourcen und Zeit das frisst und dass es nicht nur best practice ist.Gerade bei Animationsfilmen die man auch auf die gute alte Weise per Hand hätte zeichnen können, ärgert mich der Einsatz der immerselben Gummiköpfe sehr. Handgezeichnet hat sooooviel mehr Charme.
Aber ich wette, gerade wenn du Noah gesehen hast, denkst du dir, dass es da nicht so übel war, weil es viele Szenen gibt, die sind ansonsten definitiv nicht realisierbar. Und wenn du einmal ein 3D-Modell eines Tieres gebaut hast, würde man mit Sicherheit die Investition nutzen und das Ding auch bei sovielen Szenen wie nötig/möglich nutzen.
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Ah, da hätte ich ja noch nen 6. Punkt hinzufügen können. Ich ziehe Zeichentrick auch vor und was ich ganz schlimm finde, ist der Trend, alte Zeichentrickfiguren in Filmen mit CGI zu animieren. Garfield, Schlümpfe, Chipmunks usw. Richtig scheiße. Bei den Peanuts hat man da eventuell einen guten MIttelweg gefunden. Zumindest sieht der Trailer gut aus. Vor allem, weil es weiterhin 2-D ist.
Noah guck ich mir vielleicht irgendwann mal an. Aber ich verstehe schon, was du meinst.
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Ich mag die modernen Action-Blockbuster nicht. Es wird soviel wert auf Zack! Bumm! Tätsch! und CGI gelegt, dass die Storyline völlig vergessen geht und mir die Charaktere und deren Filmtode ziemlich egal sind, weil sie mir gar nicht mehr ans Herz wachsen können…
Wenn ich nach knapp 3h knallbunten, ultraschnellen CGI-Explosionen eingestehen muss, dass ich die Geschichte wegen all den riesigen Logiklöchern gar nicht verstanden hab und in der Zeit eigentlich auch ein gutes Buch hätte lesen können, na dann Prost. Leider passierte mir das in den letzten Jahren immer öfters… deswegen lass ich das mit den teuren Action-Produktionen je länger je mehr ganz bleiben.
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Genau da liegt ja eben das Problem. Kaum Story, austauschbare Charaktere und nur viel Kawumm, das zum Teil auch noch schlecht aussieht.
Mich lässt das auch einfach kalt und ich suche mir die Filme dieser Genres mittlerweile gezielter aus. Bin zwar Action-Fan (vor allem der 80er-Filme), aber das macht so kaum noch Spaß.
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