Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Monatsarchive: Februar 2021

Serienstapel: The Watch (Scheibenwelt; oder auch nicht)

Stellt euch folgendes vor: Ihr seid jemand, der prinzipiell kein großer Befürworter von Adaptionen jeglicher Art ist, weil neue Dinge immer spannender sind, als alles auf alle Medien zu übertragen. Ihr seid aber auch von nichts so richtig Fan, also verzeiht ihr Änderungen durchaus gerne, wenn sie denn innerhalb des angepassten Kontextes passen. Und dann kommt eine Serie, die auf einer eurer Lieblingsbuchreihen basiert und den Machern gelingt es, den Bogen in alle Richtungen derart zu überspannen, dass ihr selbst nicht mehr wisst, was ihr eigentlich von dem Ergebnis halten sollt.

THE WATCH – SEASON 1

Wer mit der Scheibenwelt ein wenig vertraut ist, weiß, dass es sich dabei um eine Fantasywelt handelt, die von Terry Pratchett mit modernen Themen und technischen Entwicklungen gesprickt wurde, dabei aber immer im Rahmen dieser eben auf Medieval-Fantasy basierenden Welt blieb. Nun haben die Serienmacher den grandiosen Einfall gehabt, diese Welt in eine seltsame Mixtur aus Fantasy und Cyberpunk zu ändern, was natürlich den „Modernisierungs“-Aspekt direkt tötet. Vor allem passt da aber nichts zusammen. Future-Punk und Past-Fantasy beißt sich einfach völlig. Und dann soll das auch noch in irgendeiner anderen Dimension spielen, die aber auch keine Eigenständigkeit zu haben scheint. Zumindest wird man immer wieder durch irdische Aspekte aus der Welt gerissen. Wenn ich an eine andere Dimension denke, tanzen da jedenfalls keine Leute zu Wake Me Up Before You Go-Go. Da greift einfach überhaupt nichts ineinander. Die Welt ist ein kompletter Clusterfuck und funktioniert nur so semioptimal innerhalb der eigenen Grenzen, die den Machern selbst offensichtlich nicht bewusst waren. Es ist recht eindeutig, dass dem Worldbuilding hier nicht allzu viel Energie geopfert wurde. Man hat halt ein paar Ideen aus der Vorlage übernommen, selbst welche dazugedichtet und dann aufgehört, irgendwie auf Details zu achten. Ein gutes Beispiel dafür ist es, wenn ein Song über den „Antichrist“ gesungen wird. Wenn man wirklich was auf die Lore gegeben hätte, wäre den Machern schnell aufgefallen, dass es auf der Scheibenwelt zwar eine ganze Menge Religionen mit Göttern und seltsamen Gestalten gibt, aber das Christentum und somit der Antichrist gehören nicht dazu. Sicher kein Dealbreaker, aber zeigt eben, dass man nicht mit der nötigen Genauigkeit an die Sache herangegangen ist. Und echte Fans verzeihen da viel weniger als ich, das steht mal fest.

Die Charaktere sind ebenfalls Licht und Schatten. Man hält sich teils an die Vorlage, teils dreht man alles auf links und teils macht man … einfach irgendwas. Dazu kommt ein zwischen nervig und doch irgendwie passend schwankendes Overacting, bei dem ich auch nicht so recht weiß, ob das jetzt Vorgabe war oder die Darsteller einfach entschieden haben, die Sau rauszulassen. Richard Dormer, den der ein oder andere eventuell aus GAME OF THRONES kennt, nuschelt sich zu Beginn als schlechte Jack Sparrow Kopie durch die Gegend, dass es manchmal einfach nur anstrengend ist. Dass er dabei der stereotype dauerbesoffene Cop ist, machts alles andere als besser. Zu der Darstellung von TOD sage ich hier besser nix. Entweder haben die Schreiber den Charakter nicht im Geringsten verstanden oder sie wollten lieber einen lächerlichen Kasper mit schwarzer Kapuze daraus machen. Alle anderen sind größtenteils uninteressant. Angua und Cheery sind die einzigen Charaktere, die wirklich unterhalten und Potenzial für mehr haben. Da kommt dann vor allem auch die Diversität ins Spiel, die hier durchgehend eine Rolle spielt und schon fast Rocky Horrorsche Ausmaße annimmt. Teilsweise wirkt das zwar etwas arg erzwungen und mal wieder wie die übliche „Guckt doch mal, wie fortschrittlich wir sind“-Holzhammer-Diversität, aber sie ist so ziemlich das einzige, das hier wirklich funktioniert und somit positiv hervorzuheben ist.

Die Story stammt irgendwie aus den Büchern, aber eigentlich auch nicht. Man hat halt nen Drachen, der plötzlich auftaucht, wie im ersten Wachen-Roman. Das wars mehr oder weniger mit den Verbindungen. Das ist aber auch okay so, denn wegen mir kann man auch einfach neue Geschichten in einem angepassten Universum erzählen. Die Scheibenwelt bietet genügend Stoff, um sich so richtig auszutoben. Dafür müsste man aber wenigstens den ein oder anderen Aspekt der Vorlage beibehalten und nicht wirklich ALLES ändern, außer die Namen von Charakteren und Orten. Hier muss wirklich die Frage erlaubt sein, warum man überhaupt auf die Bücher zurückgegriffen hat, wenn man sich doch an überhaupt nichts hält, was darin steht. Als eigenes Konzept hätte das hier viel besser funktioniert und es hätte sicher auch niemand von einer Kopie gesprochen, denn es hat eben mit der Vorlage nichts mehr so wirklich gemein. Dazu kommt, dass die ganze Geschichte wie ein einziges Wirrwarr wirkt, bei dem die Schreiber selbst nicht wussten, was genau sie eigentlich erzählen wollen.

All das wäre aber absolut kein Problem für mich, wenn da nicht diese eine Sache wäre, die das ganze Ding komplett runter zieht: Die Serie macht einfach keine Spaß. Ja, es gibt hier und da mal ne unterhaltsame Szene. Aber größtenteils hangelt man sich von Szene zu Szene und es ist mir völlig egal, was als nächstes geschieht oder was den Charakteren passiert. Und das ist dann leider der Todesstoß für jedes Produkt. Ich hätte es – trotz der Änderungen und Anpassungen – gerne gemocht, aber das ist leider einfach nix und ich glaube nicht, dass da noch viel hinterherkommen wird. Stampft das Ding ein und startet einen neuen Versuch. Die Scheibenwelt bietet endlose Möglichkeiten. Terry Pratchett hat da einen einzigartigen Spielplatz für Kreative geschaffen. Diesen Spielplatz komplett umzugraben und alle Spielgeräte auszutauschen ist aber eindeutig nicht der richtige Weg, um eine spaßige Umsetzung daraus zu basteln.

THE WATCH ist ein typisches Beispiel dafür, wie man an so ziemlich jeder Zielgruppe vorbei zielt. Die eingefleischten Scheibenwelt-Fans werden es hassen. Ja, hassen. Nicht, im Sinne von, nicht mögen, sonder im Sinne von, „hoffentlich verrecken die Macher dieser Scheiße elendig in der Gosse“-Hass. Nichtkenner der Vorlagen werden arge Probleme haben, sich in dem Gewirr aus Story, Diversität und völligem Mumpitz zurechtzufinden. Und Gelegenheitszuschauer kriegst du damit ohnehin nicht. Ich habe also wirklich keine Ahnung, für wen das hier sein soll. Schade drum, ich hätte durchaus Bock auf ne unterhaltsame Nachtwache gehabt.

Filmstapel: Football und der wilde Westen auf Netflix

Ist jetzt nicht so, dass ich besondere Themenabende veranstaltet hätte. Die Auswahl hat sich irgendwie ergeben (gut, der Superbowl hat natürlich seine Finger im Spiel gehabt).

GRIDIRON GANG – SPIEL AUF BEWÄHRUNG

The Rock spielt mal nicht den Actionklopper von der Stange und auch wenn das hier ganz sicher kein preisverdächtiger Auftritt ist, zeigt es doch, dass der Mann durchaus mehr kann, als in seinen Actionkackfilmen von ihm verlangt wird. Vielleicht strahlt er aber auch einfach nur heraus, weil der restliche Cast eher schwach ist. Ich habe hier so gut wie niemandem seine Rolle abgekauft, aber gut, bei so nem Streifen ist das jetzt auch nicht so wichtig.
Basierend auf einer wahren Begebenheit, bringt der Film halt seine Message rüber und reiht sich in die handelsüblichen Sportdramen ein, die solche Aufsteiger/Aussteiger-Geschichten eben auf die immer gleiche Weise erzählen. Das ist hier auch nicht weniger simpel und vorhersehbar als sonst und somit halt absoluter Durchschnitt.

DRAFT DAY

Football ist ja so ein wenig mein Sport. Also nicht, um mich selbst sportlich zu betätigen, sondern um mit irgendwelchen einsilbigen Snacks zwischen den Zähnen zu verfolgen, wie andere das tun. Allerdings liegt mein Fokus komplett auf dem Geschehen auf dem Spielfeld und das ganze drumherum und die Ereignisse hinter den Kulissen interessieren mich weniger. Deshalb habe ich auch absolut keine Ahnung, wie realistisch dieser Film ist, der uns erzählt, was am Tag des Drafts so passiert. Das ist teilweise auch nicht sonderlich aufregend und gestaltet sich in der Mitte etwas zäh. Interessant ist es aber allemal, einen Blick auf die Abläufe zu riskieren. Am Ende gibts auch ein schönes „Getwiste“, was durchaus unterhaltsam ist.
Ein fähiger Cast – und Jennifer Garner -, allen voran Kevin Costner, der vor einigen Jahren aus der Versenkung wieder auftauchte, halten das Ding hier bei der Stange. So richtige Highlights sucht man vergeblich, da müssen es dann halt die guten Darsteller – und Jennifer Garner – rausreißen. Funktioniert hier ziemlich gut.

NEWS OF THE WORLD – NEUES AUS DER WELT

Hanks und Zengel spielen stark und folgen einem absolut vorhersehbarem Plot durch schöne Landschaften. Viel mehr gibts hier eigentlich nicht zu sagen. Alle Nebendarsteller sind komplette Abziehbilder und auch bei den Protagonisten sollte man nicht zu sehr nach ausgefallenen Facetten suchen. Hanks brilliert vor allem, wenn er ein wenig den Entertainer mimen darf, was leider seltener vorkommt, als ich gedacht hätte. Hier bot sich eigentlich eine ziemlich nette Gelegenheit, über die titelgebenden Neuigkeiten die Welt des wileden Westens richtig lebendig zu machen und groß aufzuziehen. Hach, hätte doch Douglas Adams das Buch geschrieben … Zengel ist zurückhaltend, geht aber neben Hanks nicht unter, was alleine halt schon eine gute Leistung ist. Netter Film. Nichts besonderes.

PS: Die Sandsturmszene hab ich nicht gerafft.

THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS

Ich hätte ja nie gedacht, dass mich ein Film der Coen Brüder dermaßen zu Tode langweilen kann. Klar, Episodenfilme sind ohnehin immer Hit & Miss, mit mal guten und mal schlechten Episoden. Hier konnte mich aber rein gar nix abholen. Die nervige Musical-Comedy-Kiste zu Beginn war da noch am unterhaltsamsten. Danach wirds dann zäh wie Leder, wenn Leute ewig durch die Prärie kutschieren oder tagelang nach Gold buddeln und Shakespeare performen, was sich beim Gucken auch wie Tage anfühlt. Zudem fehlt hier einfach ein verbindendes Element, das über das Setting hinausgeht. So plätschert alles so dahin wie ein Goldwäscherbach. Hin und wieder gibts mal die ein oder andere nette Szene mit den Coen-üblichen Dialogen oder ein wenig Action, aber das reißt es dann auch nicht mehr raus. Insgesamt einfach langweilig.