Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

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Wiedererweckte Freibeuter auf Rachekurs

Entgegen besserem Wissen passiert es auch mir, dass ich hin und wieder über einen Film stolpere, der aus der Grützenschmiede Asylum stammt. Ihr wisst schon, die Nasen, die für SHARKNADO und ähnlich langweiligem Krampf verantwortlich sind, der so sehr Trash sein will, dass er das genaue Gegenteil ist und einfach gar nichts mehr funktioniert. Aber ich glaube, beim heutigen Film wollte man nicht bewusst in die Trashecke gehen, was natürlich bedeutet, dass er trotzdem totale Scheiße sein wird, aber nicht ganz so gewollt wie der meiste Asylumkram. Ich kann mich aber auch irren und es wird doch wieder nur generierter Müll von der Stange.

JOLLY ROGER: MASSCARE AT CUTTERS COVE – USA – 2005 – 80 Min.

Regisseur und Drehbuchautor Gary Jones ist eigentlich eher im Bereich der visuellen Effekte zuhause, aber hin und wieder hat er auch mal Regie geführt. Bei so Granaten wie BOOGEYMAN 3 und ungefähr 42 verschiedenen Weihnachtsfilmen, die alle im Jahr 2015 erschienen. Dementsprechend dürften sowohl Effekte als auch Regie ausfallen. Also kaum vorhanden.
Co-Autor Jeff Miller ist eigentlich eher als Produzent unterwegs. Und natürlich hat er nur Grütze produziert. Und nur Grütze geschrieben. Wer bei dieser Grütze Regie führte und die Effekte machte, sollte klar sein.
Die Darsteller sind natürlich durch die Bank absolute Pfeifen, die nur in Asylumfilmen und ähnlichem Krampf auftreten dürfen. Außer Kim Little, denn die durfte immerhin beim Dreh zu NEW NIGHTMARE Wes Craven mal nen Kaffee holen oder so. Jedenfalls war sie hinter der Kamera für irgendwas zuständig. Zu mehr Ruhm hat es auch nicht verholfen. Dieser Film wird daran ebenfalls nichts ändern:

Wenn ein Film schon mit einem schlecht zusammengestückelten Pseudo-Heavy-Metal-Geschreddel beginnt, weiß man wohl, was einen die nächsten knapp eineinhalb Stunden erwarten wird. Unter anderem ein lahmer Pärchenabend am Strand, bei dem man sich im ersten Moment fragt, wie diese Leute überhaupt einen Partner finden konnten, aber dann stellt man fest, dass sie alle arschlangweilig sind und sich wohl gesucht und gefunden haben. Während Tom seine berühmten Geistergeschichten zum Besten geben will, auf die absolut niemand Bock hat, finden zwei andere Lahmärsche eine Schatztruhe und erwecken einen Geisterpiraten zum Leben oder so.

Mehr muss zur Story natürlich nicht gesagt werden, denn die Charaktere sind scheißegal, der Geisterpirat sieht kacke aus und ich hoffe wie immer, dass alle einen grauenhaften Tod sterben.

Irgendwo mittendrin gibt es natürlich noch das übliche Drama. So will Jess aufs College gehen und hat Pläne mit ihrem Freund Alex für die Zukunft, aber er will nicht aufs College und deshalb geht der Plan nicht auf oder was weiß ich. Who gives a fuck. Sterbt, ihr Affen. Okay, vorher gibt es noch Brüste zu sehen, das ist natürlich auch absolut okay. Aber wenn du die wieder einpackst, stirbst du gefälligst, ja Mädchen?

Sie kommt gar nicht mehr dazu, die Tüten wieder einzupacken und wird vom Piratenkapitän gespalten. Ihr Stecher machts auch nicht länger und spannend ist schon jetzt anders.

Ebenfalls nicht im geringsten spannend sind Toms Geistergeschichten. Das sieht Piratenpaul ähnlich und schnetztelt ihn und seine Freundin. Meine Herren, ist das alles schlecht. Und mit schlecht meine ich wirklich unerträglich kacke auf allen Ebenen. Der Pirat sieht langweilig aus, die Effekte sind beschissen, die Darsteller darf man gar nicht so nennen, wenn man nicht alle anderen Darsteller der Welt beleidigen will und von den sechs campenden Leuten am Strand sind schon nach zehn Minuten nur noch zwei übrig. Was wollen die denn jetzt hier noch über eine Stunde bringen?

Nun, erstmal die Bullen, die im „Mordfall“ ermitteln und Jess und Alex befragen, denn sie sind die einzigen Zeugen. Oder besser gesagt, sie sind die einzigen, die überhaupt für irgendwas infrage kommen und sind natürlich direkt mal hauptverdächtig. Für Alex ist das gar nicht gut, denn er hat Vergangenheit und so. Jess hingegen war immer lieb und nett und macht sich wenig Sorgen, denn sie sind schließlich unschuldig und der Killer ist ein Geisterpirat.

Alex beweist seine kriminelle Vergangenheit, indem er mit Jessies BH das Schloss einer Tür knackt. Natürlich war der größere Sinn der Szene, dass Jess ihren BH auszieht. Nun, ein voller Erfolg war das nicht, denn man hat leider nichts zu sehen gekriegt. Die beiden hauen also ab, weil die Cops hier natürlich dermaßen unfähig sind, dass sie einfach ausbrechen UND ein Auto klauen können, ohne dass es irgendjemandem auffällt.

Der Pirat köpft derweil einen Typen im Regenmantel und eine Trulla erleidet einen Herzinfarkt oder sowas. Bereits fünf Minuten später stehen die Bullen vor der Tür und finden die Leichen, einfach weil es hier möglichst schnell voran gehen muss, denn sonst könnte der Streifen noch langweilig werden. Ach wartet, ist er sowieso schon … das liegt vermutlich daran, dass der Pirat wahllos irgendwelche Leute schnetzelt, die ich nie zuvor gesehen habe. Und mir ist absolut nicht klar, was eigentlich sein Ziel ist.

Im örtlichen Stripclub gibt es Titten, aber leider auch das grauenhafte Gitarrengeschreddel vom Anfang. Piratenpeter reißt dem Türsteher den Arm aus und die Stripperin scheint das nicht zu tangieren, bis sie ihren Kopf verliert. Was soll diese ganze Scheiße eigentlich? Gebt mir mal irgendwas an Story um den Typen, damit ich das hier raffe.

Der ermittelnde Cop macht sich Vorwürfe, weil immer mehr Leichen auftauchen und das Acting ist wirklich … also … Acting … hier nicht. Deshalb will er aussteigen und erzählt das der Bürgermeisterin, was zu noch mehr Acting … also … ihr wisst schon … nicht mit diesen Darstellern. Natürlich ermittelt er weiter und landet im Stripclub, wo ihm vom Piraten erzählt wird, dessen Kostüm ziemlich „schwul“ war, wenn ich mal zitieren darf. Die Aufnahmen der Überwachungskamera, die oben in einer Ecke hängt, aber in der Lage ist, aus ungefähr 42 verschiedenen Winkeln zu filmen, wie das Video beweist, bestätigt das. Also nicht, dass das Kostüm „schwul“ ist, sondern, dass der Killer ein Pirat ist.

Jess und Alex finden heraus, dass der Pirat Jolly Roger heißt, was schon alleine an Einfallslosigkeit kaum zu unterbieten ist und dass er mal irgendwas mit Spaniern gemacht hat, irgendwann, als Piraten noch auf den Meeren unterwegs waren. Und er hat eine Liste mit Opfern oder so. Keine Ahnung, ich habe bereits vor 60 Minuten das Interesse verloren. Und da lief der Film noch gar nicht. Jedenfalls hat natürlich die Bürgermeisterin damit zu tun und steht auf der Todesliste. Und zwar ist es alles damals so gelaufen: Die Gründer des Kaffs Cutters Cove waren, wie der Name des Kaffs schon vermuten lässt, Piraten und haben Roger gekielholt, um das Piratenleben aufzugeben und das Kaff zu gründen. Und jetzt nimmt Jolly Roger Rache an den Nachfahren der Piraten. Ich hoffe ich bin nicht der Einzige, der den Sinn in dem ganzen Krampf nicht wirklich nachvollziehen kann.

Die Bürgermeisterin verreckt und Alex und Jess treffen den ermittelnden Cop, der den Piratenschatz durch die Gegend fährt, weil … ich weiß es doch auch nicht … woher weiß er überhaupt, wo der Schatz war? Und warum steht er vor dem Haus der Bürgermeisterin, um auf die beiden Honks zu warten? Egal. Er wird eh von Roger abgeknallt. Alex nutzt die Gelegenheit und schnappt sich Rogers Säbel, um den damit zu köpfen und das wars hier. So unspektakulär, wie der ganze Fim war, ist passend dazu auch das Ende.

Der Cop hat natürlich überlebt und so wurde Alex nicht für die Morde verantwortlich gemacht. Also sind sie alle glücklich und zufrieden, aber dann taucht die Schatztruhe wieder auf und mit ihr Jolly Roger, der den cop schnetzelt. Jess schreit und ich werde leider nicht sehen, wie sie ebenfalls geschnetzelt wird. Ist aber vielleicht auch ganz gut so. Ich gehe Piratenschätze suchen …

Monatsrückblick März 2019

Der März stand bei mir ganz im Zeichen des Jolly Roger. Auf, Piraten, yo ho und so.

PIRATES OF THE CARIBBEAN: THE CURSE OF THE BLACK PEARL

Als Johnny Depp noch nicht ein abgehalfterter Heiopei war, der nur noch eine Rolle spielt (die ironischerweise hier geboren wurde) und Blockbuster noch aus mehr bestanden, als purem CGI-Getöse, herrschten die Piraten über die sieben Weltmeere. Ja, so lange ist das gefühlt schon her. Und interessanterweise muss man sagen, dass für fast alle Beteiligten seitdem nicht mehr viel läuft. Depp ist nur noch Sparrow. Keira Knightley ist zumindest alle paar Jahre mal irgendwie präsent. Ich habe keine Ahnung, was Orlando Bloom inzwischen so treibt, aber ich bin sicher, dass es absolut belanglos ist.
Was aber ohnehin viel wichtiger ist, ist, was sie hier so gemacht haben. Und das war jede Menge. Denn seht ihr: Blockbuster können tatsächlich auch Charaktere haben. Mehr als einen. Die keine Superhelden sind. Selbst die Nebenrollen hier haben Eigenschaften, die sie aus der Masse herausstechen lassen. Da gibt es den abergläubischen Seefahrer, den eingebildeten Commodore 64, die unfähigen, aber sich irgendwie durchschlagenden Antagonisten-Sidekicks, sogar simple Wachmänner haben hier Charakterzüge.
Und dabei hätte der Film das gar nicht nötig, um erfolgreich zu sein, denn eigentlich weicht der nicht wirklich von der gängigen Blockbusterformel ab. Aber er füllt diese Formel eben mit so viel Abenteuer, Humor, Horror und Action aus, dass er einfach nur unheimlich viel Spaß macht.
Dazu trägt auch der fantastische Soundtrack bei, der einfach perfekt auf den Film passt.
Wenn ich etwas bemängeln wollte, dann ist es wenig überraschend das veraltete CGI. Teils sieht das noch gut aus, teils aber eben auch einfach nur schlecht. Zum Glück hat man den Streifen nicht komplett damit zugemüllt, sodass er auch heute noch wunderbar anschaubar ist und eine gute Zeit bereitet.

PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MAN’S CHEST

Die Piraten sind wieder auf großer Fahrt. Nachdem der erste Teil doch überraschend gut war und durchgehend für Spaß sorgte, sieht man hier schon die ersten Abnutzungserscheinungen. Oder besser gesagt, die Reihe geht hier bereits in die heute übliche Blockbusterrichtung, in der alles over the top sein muss. Immerhin hält sich der Streifen damit noch einigermaßen zurück und treibt das Ganze erst im dritten Teil komplett auf die Spitze. Teilweise wirkt die ganze Nummer zudem auch einfach albern und das nicht im positiven Sinne, wie es noch im Vorgänger der Fall war. Es ist eben von allem zu viel, aber doch noch so gerade im Rahmen, um nicht zu nerven.
Die Story wirkt unnötig verschwurbelt, aber immerhin hat man wieder für jeden der bekannten Charaktere etwas zu tun und es kommt auch niemand zu kurz. Allerdings ist eben alles auch nur der Aufbau für den nächsten Teil, was dann eben auch immer so eine Sache ist. Man kriegt kein richtiges Ende und so fällt es prinzipiell schwer, das alles zu bewerten, ohne den nächsten Teil miteinzubeziehen.
Insgesamt hat man aber wieder ein paar nette Ideen und Details eingebaut, die zum Teil frisch sind und zum Teil aus Monkey Island geklaut, was für einen Fan der Spiele doppelt lustig ist. Wurde Monkey Island von der Freizeitparkattraktion inspiriert, ist es eigentlich nur fair, wenn die Filme, die auf der Attraktion basieren, wiederum die Spiele zitieren, die von der Attraktion inspiriert wurden und so weiter.
In allen Belangen eine Ecke schwächer als der Vorgänger, aber immer noch eine spaßige Angelegenheit, was wohl auch daran liegt, dass die Charaktere noch nicht völlig nerven und ausgelutscht sind.

PIRATES OF THE CARIBBEAN: AT WORLD’S END

Die Piraten gehen baden. So lässt sich der „Abschluss“ der Trilogie wohl am besten zusammenfassen.
So gerne ich auch in diese Welt aus Säbelgerassel und Gruselementen eintauche, so wenig gibt mir das Ganze noch was in diesem Film. Und das nicht nur in der Retrospektive. Schon damals im Kino hat mich der Streifen alles andere als begeistert.
Das liegt vor allem daran, dass man hier einfach alles so extrem übertreibt, dass ich daran kaum noch Spaß haben kann. Das fängt mit Captain Jack Sparrow in dieser dämlichen Duplikaten-Hölle an und hört mit dem – nie enden wollenden – Showdown im Orkan auf.
Dazu wirft man hier zum eh schon recht großen Cast weitere Leute hinzu. Geoffrey Rush als Barbossa ist zwar durchaus gerne gesehen, aber seine Rolle wirkt hier auch reichlich überflüssig und nur als Vehikel, um Sparrow einen Grund zu geben, dass er beweisen will, dass er das längere Fernrohr hat. Oh, und natürlich, um eine Hochseehochzeit mitten in einer Orkanschlacht zu vollziehen. Das sorgt dann auch nicht mehr für Lacher, sondern eher Augenrollen. Zudem ist die eigentlich simple Handlung so verworren aufgebaut, dass ich irgendwann einfach den Überblick verloren habe, wer hier jetzt eigentlich gerade welchen Plan verfolgt und wer mit wem und gegen wen arbeitet und wer da wen gerade kontrolliert und warum eigentlich und überhaupt …
Das Finale der Trilogie ist viel zu vollgestopft mit Twists und Turns. Die Action ist viel zu drüber und der Humor will nicht so recht zünden. Die ein oder andere Szene ist nach wie vor ganz nett, aber insgesamt driftet das alles viel zu sehr in eigenartige Fantasygefilde mit umgedrehten Schiffen und 100-Meter-Voodoo-Frauen ab. Der Reihe hätte es eindeutig gut getan, wenn man da etwas bodenständiger geblieben wäre. Geisterpiraten und Fischmonster sollten doch eigentlich reichen. Nun, scheinbar nicht.

THE PIRATE MOVIE

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PIRATES OF THE CARIBBEAN: ON STRANGER TIDES

Die Reihe ist an diesem Punkt schon weit über ihren Zenit hinaus, aber trotzdem kann ich dem Streifen ein paar positive Aspekte abgewinnen. Das liegt vor allem daran, dass man den ganzen Over The Top Kram hier im Vergleich zu Teil 3 wieder etwas runtergeschraubt hat. Klar, man hat wieder übernatürlichen Krempel und Szenen, die jeglichen physikalischen Gesetzen strotzen. Aber eben alles etwas runtergedampft. Frei nach dem Motto „Weniger ist mehr“ hat mich der Film deshalb ein Stück mehr unterhalten.
Ansonsten übernimmt der Streifen aber quasi die Probleme und wartet mit einer recht langatmigen Story und laschem Humor auf, der nur noch selten zündet. Was vor allem fehlt, ist der Spaß auf hoher See. Der Großteil spielt sich im Dschungel ab. Da fehlt dann auch einfach das richtige Piratenfeeling, das in den Vorgängern zumindest immer aufkam.
Viel Neues gibt es sonst aber auch nicht zu sehen. Frische Ideen standen hier eindeutig nicht weit oben auf der Liste. Die Meerjungfrauen sind ganz nett, aber die halbgare Lovestory ist zäh wie Lebertran. Ian McShane und Penelope Cruz passen ins Setting und machen ihre Sache gut. Ansonsten wirkt aber alles recht abgenutzt. Wie die Reihe selbst eben auch. Was einfach schade ist, denn ehrlich gesagt, habe ich lieber solchen Abenteuerspaß als stumpfes Rumgeballer oder Gekloppe in den immer gleichen Settings. Man hat es nur natürlich auch hier geschafft, die Reihe recht schnell zu versenken. Dabei hätte die Welt noch Potenzial für einige spaßige Abenteuer.

PS: Am Ende sieht man wunderbar, warum moderne Blockbuster meist eine ganze Ecke schwächer sind, als die „Klassiker“, wenn es quasi die Indiana Jones Heilige Gral Szene in modern gibt. Also mit viel mehr Effekten und in beschissen.
PPS: Und natürlich teast man eine Fortsetzung an, weil man ja einfach nichts mehr einfach mal für sich stehen lassen kann heutzutage.

SHAMELESS – SEASON 9

Nicht so ganz passend zum Piratenmonat, aber immerhin hatte Carl in einer Folge ein Piratenkostüm an, also passt das schon. Ansonsten gab es wieder den üblichen Wahnsinn, durch den vor allem Frank stolpert, während der Rest der Familie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist. Das Ende hatte tatsächlich einen sehr starken Touch von Serienfinale. Sollte die Serie also ohne die ausgestiegenen Figuren plötzlich kacke werden (was eigentlich nicht zu befürchten steht), könnte man für sich persönlich auch einfach hier den Stecker ziehen und hätte einen durchaus versöhnlichen Abschluss. Ich hingegen freue mich jetzt schon auf die nächsten Geschichten rund um die Familie Gallagher und die Nachbarschaft. Es ist einfach immer noch die beste Serie, die momentan zu finden ist.

PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MEN TELL NO TALES

Irgendwann während der Dreharbeiten zu Teil 4 fiel einem Mitglied der Filmcrew auf, dass man absolut keine neuen Ideen mehr hat. Also hatte er einen genialen Einfall: Einfach den ganzen alten Kram wieder aus der Versenkung holen. Also haben wir hier den nächsten Geisterpiraten (wohlgemerkt gut gespielt von Javier Bardem; die Villains und vor allem deren Darsteller waren wirklich nie das Problem der Reihe), dem man immerhin eine Hintergrundstory verpasst hat und der Captain Jack Sparrow ans Leder will und Zombiehaie, die in Superzeitlupe durch die Gegend fliegen. Und ja, das ist genau so schlecht, wie es sich anhört.
Aber irgendwie muss man sich ja immer wieder etwas aus den Fingern saugen, um noch einen unnötigen Film hinzuschludern, bei dem man besser nicht den großen Fehler macht, über Kontinuität und Logik innerhalb der Reihe nachzudenken, denn das führt unweigerlich zu Knoten im Hirn.
Nebenbei habe ich den Eindruck, dass das alles immer billiger aussieht. Hatte ich auch bei Teil 4 schon, der durch sein begrenztes Dschungelsetting schon so eine Art Direct-To-Video-Sequel-Vibe hatte. Hier sind es eher die Effekte, die auf mich nicht gerade auf dem Level der ersten Teile wirken. Das mag aber auch einfach an mir liegen. Effekte sind ja ohnehin nicht meine Stärke und ich finde fast alles zum Kotzen, das aus dem Computer kommt. Nun ja, und die Kostüme von Barbossas Crew sehen aus wie beim Karneval, aber lassen wir das. Viel schlimmer ist, dass man es tatsächlich irgendwie geschafft hat, selbst Barbossa langweilig zu machen.
Und damit ist dann auch wirklich der Punkt erreicht, wo ich nur noch aus vollster Überzeugung sagen kann: Es reicht jetzt wirklich. Lasst das Franchise wo es ist. Abgesoffen am Meeresgrund.

JOLLY ROGER: MASSACRE AT CUTTERS COVE

Filmschrottbeitrag folgt

CAPTAIN PHILLIPS

Moderne Piraten sind im Gegensatz zu den traditionellen Freibeutern der Meere ja irgendwie unspektakulär. Man könnte es natürlich Romantisierung nennen, aber Piraten mit Holzbeinen, Hakenhänden und Papageien haben in meinen Augen einfach mehr Stil als irgendwelche Typen auf Motorbooten, die mit den ursprünglichen Piraten nur noch die schlechten Zähne gemein haben. Aber das mal nur so am Rande, denn die Piraten in diesem Film wirken durchgehend wie absolut bedrohliche Typen, die selbst nicht so recht wissen, was sie als nächstes tun werden. Und eine Gruppe unberechenbarer Irrer ist wohl die größte Bedrohung, die einem begegnen kann. Vor allem mitten im Nirgendwo wie hier.
Im Mittelpunkt steht natürlich der titelgebende Captain Phillips, grandios gespielt von Tom Hanks, dem man die sich steigernde Anspannung und Panik durchgehend anmerkt und der ganz zum Schluss nochmal eine gehörige Portion darstellerische Glanzleistung oben drauf legt.
In der Mitte geht der Nummer leider etwas die Puste aus und insgesamt hätten 20-30 Minuten weniger dem Film vielleicht ganz gut getan. Aber das mag auch einfach an meiner völlig zerstörten Aufmerksamkeitsspanne liegen. Insgesamt macht der Film jedenfalls vieles richtig gut und wenn moderne Piraten schon nicht cool mit den Säbeln rasseln, dann sollen sie immerhin so wie hier dargestellt werden. Als verzweifelte Männer, die selbst nicht wissen, was sie tun.

WATERWORLD

Kultschrottbeitrag folgt

AGAINST ALL FLAGS – GEGEN ALLE FLAGGEN

Der Film beginnt damit, dass Errol Flynn eher gelangweilt wirkt, während ihn ein theatralisch rumhantierender Hansel auspeitscht. Man muss sich hier also ganz schnell klar machen, dass man heute anderes gewohnt ist. Grundsätzlich ist das aber natürlich kein Problem, wobei ich persönlich Filme aus dieser Zeit oft einfach zu „clean“ finde. Die Sets sind dermaßen sauber, dass sie aussehen, wie … nun … Sets.
Aber das ist ein subjektives Problem und irgendwie zeigt es ja auch schön den Ursprung der darstellerischen Kunst beim Theater auf, woran man sich damals natürlich noch mehr als heute orientiert hat.
Die Darsteller sind aber durchaus in ihrem Element hier und schwingen fröhlich die Säbel, wenn es die Szene verlangt. Wenn nicht, dümpelt die Geschichte so dahin. Die dreht sich um Undercover-Flynn, der beim Piratenkapitän Anthony Quinn anheuert und sich in die Piratenbraut Maureen O’Hara verliebt. So wie es klingt, läuft es auch ab. Nichts besonders Aufregendes, aber mit knapp 80 Minuten dann auch nicht zu lang. Gibt aber eindeutig bessere Vertreter des Genres aus der Zeit.

THE GOONIES

Ich werde nie verstehen, wie das Genre des Blagen-und-Jugendliche-die-völlig-einen-an-der-Waffel-haben-begeben-sich-auf-ein-gefährliches-Abenteuer-und-müssen-sich-gegen-Bösewichte-die-ebenfalls-komplett-einen-an-der-Waffel-haben-behaupten aussterben konnte. Vielleicht war die Bezeichnung einfach zu lang, um zu überdauern.
Wenn man es positiv sehen will, kann man zumindest sagen, dass uns dadurch weitere unfassbar beschissene Cyndi Lauper Songs erspart geblieben sind.

Wenn ich Filme wie diesen gucke, bin ich immer etwas traurig, dass es heute scheinbar niemand mehr gebacken kriegt, solche Filme zu machen. Ihr wisst schon, Filme, die durchgehend Spaß machen, ein wunderbares Abenteuergefühl vermitteln und dabei auch noch eine gewisse Düsternis mitbringen, weil sie wissen, dass man auch jüngeren Zuschauern mehr zutrauen kann als nur weichgespülten Kindergartenkram. Heute wäre der Film natürlich Ab 16, schon alleine, weil die Autoren jeden billigen „One Eyed Willy“-Gag mitnehmen würden, der ihnen einfällt. Also alle drei. Und mehr Humor würde es natürlich nicht geben, weil das den Horizont der Autoren übersteigen würde.
Genau wie die Charakterzeichnung. Die mag hier zwar auch nicht das Non plus ultra sein, aber es reichen für jede Figur nur wenige Sekunden zu Beginn, während die Antagonisten mal kurz auf der Flucht vor der Polizei vorbeifahren, um ihr etwas Profil zu geben. Innerhalb von 5 Minuten gelingt hier also das, was den meisten Filmen heute in über 2 Stunden nicht gelingt: Dem Zuschauer vermitteln, mit wem er es hier so zu tun hat. Einem Haufen Irren. Und das macht eine Menge Spaß.

PS: Ich werde nie verstehen, wie man aus dem grandiosen Duo „Chunk & Sloth“ nicht noch mindesten fünf Fortsetzungen machen konnte.

 

Den KRIEG DER EISPIRATEN hatte ich eigentlich auch noch geplant, aber leider ist meine DVD hinüber und lässt sich auf keinem Gerät mehr abspielen. Man kann halt nicht alles haben.

Musikalisch inszeniertes Säbelgerassel abseits der sieben Weltmeere

Yar har har, lasst uns singen:

Ahoi und yo ho, ihr Landratten,
trinkt eine Buddel Rum,
denn heute geht ein Fest vonstatten,
mit Tanz, Musik und allem Dran und Drum,
wir fahren auf See und singen und lachen,
und machen lauter lustige Sachen,
jetzt geht der Spaß los, ich hab keine Reime mehr,
Darum geht es hier jetzt weitehr …

THE PIRATE MOVIE – Australien – 1982 – 98 Min.

Wir lagen vor Madagaskar
und hatten die Pest an Bord
in den Kesseln da faulte das Wasser
und täglich ging einer über Bord …

Was? Ach so, der Film, ja hier:

Regisseur Ken Annakin hat in den 60ern unter anderem DIE TOLLKÜHNEN MÄNNER IN IHREN FLIEGENDEN KISTEN und einen Teil von DER LÄNGSTE TAG inszeniert. Er ist also kein Unbekannter und auch kein Unfähiger. Aber es gibt eben Stoffe, da lässt sich nicht viel retten. So wie bei diesem hier.

Wir lagen direkt vor Kiel
und hatten die Gicht an Deck
das Wetter war ziemlich schwül
und täglich faulte ein Bein weg …

Jajaja, ist ja gut:

Trevor Farrant schrieb das Drehbuch. W.S. Gilbert steuerte die Piratensongs bei. Ja, das hier ist ein Piraten-Musical. Was soll da noch groß schiefgehen? Yo, ho, ho, ihr Landratten … ach, das hatten wir ja schon.

Und jetzt alle im Chor:

Ja, wir lagen vor Tortuga
und hatten die Ratten am Sack
an Land warteten nette Luder
und wir gaben ihnen ein paar Sackratten ab …

Immer nur Film hier Film da. Hier bleibt einfach keine Zeit für echte Kunst. Also schön hier:

Beim Cast sieht man auf den ersten Blick, was hier die Auswahlkriterien waren. Nicht etwa die Erfolge in anderen Produktionen zuvor. Nein, Kristy McNichol und Christopher Atkins haben einfach nur die exakt gleiche Frisur und das war scheinbar wichtig hier. Atkins hatte die gleiche Frisur nebenbei auch in DIE BLAUE LAGUNE, als er mit Brooke Shields schwimmen ging. Die hat aber für diesen Film nicht die richtigen Haare, deshalb ist sie nicht dabei. Erwähnen muss ich noch Ted Hamilton, den man zwar nicht wirklich kennt, der aber hier den Piratenkönig spielt und eine Erwähnung verdient, weil er dabei wirklich alles gibt.

Jetzt aber zum Film:

Wie glorreich sind die Piraten,
sie folgen nur Schatzkarten,
wie einsam sind Piraten,
sie müssen lange auf Dates warten,
aber dafür siegen sie immer,
ihre Gegner wimmern,
denn Piraten sind der Hit,
sie bringen Schätze mit,
Holländer flieg,
Piraten erringen immer den Sieg!

An Land und auf hoher See,
sie trinken keinen Tee,
Rum gibt es stattdessen,
und sie polieren Fressen,
lasst die Säbel rasseln,
und vermeidet Schlamassel,
denn Piraten sind der Hammer,
In jeder Schatzkammer,
Holländer flieg,
Piraten
erringen
immer
den
SIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEG!!!

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das hier die Filmschrott-Musical-Episode wird? Stellt euch dazu einfach die Monkey Island Musik vor. Das wird schon passen.

Was ich auf jeden Fall erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass der Streifen scheinbar in den 80ern spielt. Also 1980er. Nicht die 1680er, als Piraten noch der Schrecken der Meere waren. Dementsprechend laufen jede Menge Bikinigirls am Strand entlang und es ist Piraten Woche. Das bedeutet unter anderem, dass ein blinder Typ Gitarre spielt, um Geld zu sammeln und Frederic Leuten das Fechten beibringt. In diesem Moment bringt er der Brillenträgerin Mable bei, wie man einen Degen so richtig schwingt und megacool vom Boot hampelt. Der Typ geht mir jetzt schon tierisch auf die Klötze. Mable sieht nebenbei aus wie die Ausgeburt der Nerd-Hölle, mit ihrem Flanellhemd und der Brille, die ihr ständig von der Nase rutscht. Die Bikinitrullas fahren dann mit Frederic weg und Mable bleibt traurig zurück. Mit etwas Glück kommen jetzt die Piraten und killen direkt Frederic und die Bikinimädchen.

Nein, Mable fährt auf eigene Faust hinterher und fällt vom Boot ins Meer. Am Strand wird sie angespült und träumt jetzt von Piraten. Okay, der ganze Film wird also nur ein Traum sein? Was für eine bescheuerte Idee ist das denn? Jedenfalls träumt sie von einer epischen Schlacht zwischen zwei Piratencrews, von der wir aber nur das Unepische zu Gesicht kriegen. Zum Beispiel, wie ein Kung Fu Pirat gefühlt acht Meter an einem Glatzenmann vorbei tritt, der aber trotzdem vor Schmerz aufschreit. Frederic ist nebenbei einer der Piraten und segelt unter dem Piratenkönig, der ein lustiges Lied anstimmt, das absolut nicht so geht:

Ich bin der Piratenkönig,
alles andere interessiert mich wenig,
ich kopiere für mein Lied nur so viel vom Popeye-Thema,
dass mir niemand was kann, nicht mal die GEMA,
manche halten mich für einen Flegel,
doch ich rutsche herunter an meinem Segel,
das ich dabei mit meinem Dolch zerschneide,
der Wind kann nicht mehr greifen, wir bleiben hier wohl eine Weile,
doch das ist gar nicht schlimm,
denn ich bin der Pirate King.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich ein grottenschlechter Songwriter bin? Ich schätze, ich werde nie der Songwriterking …

Frederic hält die schlechteste Rede ever und will den Piratenkönig verlassen. Der ist außer sich, denn er versteht es absolut nicht. Frederic erklärt nebenbei mal, dass der Piratenking seinen Vater gekillt und ihn auf hoher See erzogen hat und jetzt will Frederic endlich mal sehen, was das Leben noch so zu bieten hat. Also Frauen und Liebe. Der Piratenkönig hält da gar nichts von, denn für ihn gibt es nur die See und die Piraterie. Schweren Herzens lässt er Frederic über die Planke gehen, damit der die Welt erkunden kann. Immerhin stellt er ihm noch ein Ruderboot und ein paar Bananen zur Verfügung.

Eine Gruppe von Frauen in Kleidern hüpft am Strand entlang und irgendwie wollen die alle heiraten oder so. Ich raffs nicht, weil sie mir jetzt schon komplett am Arsch vorbei gehen. Mable ist auch da und hat jetzt eine völlig andere Frisur, keine Brille mehr und stellt sich auch nicht so dämlich nerdig an, wie außerhalb ihres Traums. Nun, es ist eben ein Traum. Da ist natürlich jeder selbst der Oberknaller.

Frederic erblickt die Frauen,
in seiner Hose will sich was aufbauen,
er schwimmt so schnell er kann an Land,
und wird dort als Pirat erkannt,
die Mädchen rennen kreischend weg,
doch Fred zeigt, er hat keinen schwarzen Fleck,
kein Tattoo und keinen Jolly Roger,
der Strand sieht aus, wie in Kambodscha.

Mable erblickt den Freddy,
in ihrem Höschen wird es wetty,
denn es ist ihre erste Liebe,
auf den ersten Blick, ich krieg die Krise,
sie reiten den Strand entlang,
wer weiß, wo sie die Pferde her ha’m,
Liebe kennt halt keine Hürden,
Fred würde auch gern geritten werden.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das hier eine richtig dumme Idee von mir war? Aber jetzt müssen wir da durch.

Jetzt kommen die Piraten wirklich zum Strand und die Mädchen haben allen Grund, kreischend wegzurennen. Frederic will sie aufhalten, aber der Piratenkönig lacht ihn natürlich nur aus und es folgt die Benny Hill Show mit Musik aus Super Mario. Was zum Geier gucke ich mir hier an?

Vater Mable kommt vorbei und er ist ein Major General, der ein Lied singt, das mir sehr bekannt vorkommt, um sich vorzustellen. Die Piraten hauen ab, weil er halt der Major General ist. Nebenbei verbietet er die Hochzeit zwischen Frederic und Mable, die sich seit 2 Minuten kennen, weil er ein Pirat ist. Und vor allem ist er arm. Also gibt es einen Plan: In der Nacht schwimmen Fred und Mable zum Piratenschiff rüber, um den Schatz zu klauen. Dafür muss Mable den Piratenkönig ablenken, denn der hat die Schatzkarte auf den Rücken tätowiert, die Frederic abmalen muss. Also gibt es die große Piratenkönigmuskelshow und ich gebe zu, Ted Hamilton als Piratenkönig ist einfach der Knaller. Zu schade, dass er sonst nichts nennenswertes gemacht hat.

Kurz bevor sie das Schiff verlassen können, werden sie natürlich von einem Papagei verraten, allerdings haben sie mal schnell das Schiff versenkt. Wie auch immer sie das angestellt haben.

Traum hin oder her, können wir mal kurz darüber reden, dass Frederic einen Taucheranzug an hat, der aussieht wie aus den 50ern? Ich meine nur: Wenn eine Frau aus den 80ern von Piraten träumt und darin schon ein Taucheranzug vorkommen muss, sollte das dann nicht einer aus den 80ern sein? Die sieht jetzt auch nicht wie die typische Marinehistorikerin aus, die nachts von historischen Taucheranzügen träumt. Wie dem auch sei: Sie finden den Schatz und bringen ihn zum Major General, um den davon zu überzeugen, dass Frederic und Mable füreinander gemacht sind. Um den endgültig zu überzeugen, muss er aber erst noch den Piratenkönig besiegen, einfach weil … Traum.

Frederic springt cool durchs Fenster,
er hält sich für nen echten Gangster,
er wird vom Piratenkönig gejagt,
und ich habe mich immer gefragt,
was nutzen Piraten eigentlich Schusswaffen,
wenn auf hoher See die ständig vernassen,
Ruth stellt Fred in der Bibliothek,
und versperrt ihm den weiteren Weg.

Fecht, fecht, fecht,
wir kreuzen die Degen,
fecht, fecht, fecht,
auf all unseren Wegen,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
wir degen uns wech.

Das Duell verlagert sich aufs Dach,
jetzt machen wir die Nachbarn wach,
der Piratenkönig ist nicht schwindelfrei,
zum Glück hat der Butler Tee dabei,
Teatime gilt auch für Piraten,
so viel Zeit kann man ruhig warten,
Kerzen trennen und schön zaubern,
aus dem Ärmel ein paar Taube(r)n.

Fecht, fecht, fecht,
wir kreuzen die Klingen,
fecht, fecht, fecht,
wenn wir am Kronleuchter schwingen,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
wir degen uns wech.

Deg, deg, deg,
da liegt ein Lichtschwert im Weg …

Frederic besiegt den Piratenkönig also, indem er ein Lichtschwert findet. Fragt mich nicht. Der Film wirft jetzt einfach irgendwelche Filmreferenzen rein, weil ohnehin alles egal ist. Der Piratenkönig weist Frederic aber auf seine Pflichten als Pirat hin und jetzt müssen sie gemeinsam einen Schatz finden, oder so. Vor lauter geilem Songgetexte habe ich nicht so richtig mitgekriegt, was da gerade passiert ist. Nicht, dass das wichtig wäre.

Frederic glaubt nicht, dass er ohne Mable leben kann und singt ein Lied darüber. So tief werde ich natürlich nicht sinken. Lovesongs kommen mir nicht auf meinen geliebten Schrottplatz. Hier singen wir nur über Piraten. Der Film sieht das anders und schiebt direkt noch ein Liebeslied von Mable hinterher, während Frederic in die weite Welt latscht. Müsste der nicht eigentlich zum Piratenschiff gehen oder wo will der jetzt hin?

Da kommen die tanzenden Polizisten aus England und ich raffe es mal wieder nicht. Mable reitet vorbei, weil sie Frederic helfen will oder so. Sie warnt die Bobbies vor den Piraten, also hauen die mal schnell ab. Und da kommt Inspector Clouseau (ja, er ist es wirklich, wenn auch natürlich schlecht gespielt, weil es nun mal nicht Peter Sellers ist). Keine Ahnung, was genau die Szene soll, außer den „Pirate“ „Parrot“ Gag totzuschlagen, der durch Clouseaus Akzent entsteht.

Der Piratenkönig ist unterwegs zum Palast und Mable mobilisiert die Taztruppen, um ihn aufzuhalten. Da sie es nur mit Lappen zu tun hat, dauert der Weg dahin gefühlt 3 Stunden. Jedenfalls landen die Piraten und Mable – jetzt aus irgendeinem Grund in Ritterrüstung – im Palast, wo General Mable und jede Menge leicht bekleideter Frauen rumhängen und ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll. Und warum hat Mable jetzt die Rüstung nicht mehr an? Und wo kommen jetzt die Bullen her?

Egal. Zeit für das große Finale. Seid ihr bereit? Nein? Ich auch nicht.

Yo ho, yo ho, ho ho ho,
Piraten kämpfen immer froh,
tralla la la la la la,
die Polizei ist auch schon da,
stöhn,stöhn, stöhn, stöhn, stöhn,
die Nutten können auch fechte(h)n,
okay, es sind keine Nutten,
aber woher soll man das wissen,
ein Kampfballet der Uniformen und Kutten,
mit Humor total beschissen.

Das epische Finale,
yo ho,
sorgt für viel Randale,
yo ho,
Piratensäbel klingen,
yo ho,
als würden sie schief singen.

Yo ho, yo ho, ho ho ho,
Papageien kreischen froh,
tralla la la la Lappen,
das sind die Polizeiattrappen,
stöhn … ach nee, das stimmt ja nicht,
der Zuschauer bekommt gleich Gicht,
denn es ist weder spannend noch witzig,
Piratenkönig stemmt Gewichte,
Frederic hält sich für wichtig,
Indiana Jones und Ninjas sind hier echt nicht richtig.

Das epische Finale,
arrrrrrrr,
ist echt ein Skandale,
arrrrrrrr,
denn nichts ergibt hier Sinn,
arrrrrrrr,
nicht mal der Piratenking,

Yo ho, yo ho, ho ho ho,
Freibeuter haben Haken,
tralla la la la Landratten,
jemand will die Nichtnutten begatten,
Pizza, Pizza, Pizza,
wird auch noch gebacken,
der Humor kennt keine Grenzen,
und mittendrin muss man es verkacken,
wenns zwischen Fred und Mable menschelt.

Das epische Finale,
ahoi,
Moment, ist das der Norris, Chuck?
ahoi,
der Streifen geht mir auf den Sack,
ahoi,
der Traum ist Gott sei Dank vorbei,
ahoi,
und das ganz ohne Meuterei.

Die epische DoppeLhochzeit,
ding dang dong,
Frederic und Mable sind lang bereit,
ding dang dong,
und alle machen mit und sing’n,
dong dang ding,
auch Ruth und der Piratenking.

Lasst die Glocken erkling’n,
besorgt ne große Torte,
denn das hier ist das Happy Ending,
eines von der besonders schlechten Sorte.

Mable erwacht am Strand und ist gar nicht verheiratet. Der Piratenkönig und Ruth übrigens auch nicht, aber die gab es ja auch nur in ihrem Traum. Frederic kommt vorbei und knutscht mit Mable rum, einfach weil … er eben der Stecher schlechthin ist. Und dann wird wirklich geheiratet und der beschissene Abschlusssong wird direkt wiederholt.

Werft Konfetti und Luftschlangen,
denn der Scheiß ist überstanden,
an Blödsinn kaum zu überbieten,
die Darsteller fast alle Nieten,
schreckliche Musik und Dialoge,
und viel zu wenig Piratengedrohe,
keine Inseln, keine Schätze,
kein Piratenfilm, sondern die Krätze,
schnell auf Zelluloid gedangelt,
ich hab kein‘ Bock mehr, ich geh angeln …

Fortbildung in amateurhafter Inkompetenz in allen möglichen Bereichen der filmischen Unfähigkeit

Vor geraumer Zeit hatte ich ja schon mal das zweifelhafte Vergnügen, einen Jochen Taubert Film hier zu besprechen, der … sagen wir, nicht gerade der Bringer war. Aber man sollte niemals unterschätzen, wie sehr man sich selbst unterbieten kann. Ich persönlich beweise das quasi jede Woche aufs neue. Und auch Jochen Taubert hat noch mal alles gegeben, um ein unfassbar fürchterliches Machwerk abzuliefern, das Fluch der Karibik 5 wie einen Kubrickfilm nach einem Drehbuch von Goethe erscheinen lassen wird. Passend zum Start des neuen Piratenfiaskos in den deutschen Kinos also hier ein Piratenfiasko, das es berechtigterweise nie bis ins Kino geschafft hat.

PIRATENMASSAKER – Deutschland – 2000 – 90 Min.

Es dauert genau den Bruchteil einer Hundertstelsekunde, um festzustellen, dass das hier mindestens genau so scheiße wird, wie der erste Taubert, der uns hier begegnet ist. Nur eben mit Piraten. Die Bildübergänge vermitteln allerdings eher den Eindruck von billigstem Cyberpunk. Vielleicht erleben wir hier also doch eine Überraschung … ach, machen wir uns nix vor. Das wird einfach wieder komplett hirn- und vor allem talentlos.

Schöne Unterwasserwelt. Ich frage mich, in welchem öffentlichen Aquarium die Haie gefilmt wurden. Und nur mal so als Tipp: Wenn man schon die Möglichkeit hat, ein Piratenschiff im Vergnügungspark um die Ecke zu filmen, dann wäre es vielleicht nicht ganz doof, einen Zeitpunkt abzuwarten, in dem nicht gefühlt 42 Wasserfontänen in die Luft spritzen und so direkt die Illusion zu zerstören, dass man hier im Piratenzeitalter rumschippert.

Okay, die Illusion will man wohl eh nicht aufrecht erhalten, denn ein normales Seegelboot zum Piratenschiff umzubauen funktioniert halt nur so semi. Und was zur verfickten Hölle geht eigentlich mit der Musik ab? Neben einem Fischerchor, der „Aloha He“ singt, dudelt noch irgendein Gedudel darunter her und jeder Bildübergang muss auch noch mit einem musikalischen Soundeffekt unterlegt werden. Remix des Todes. Wer da keinen Tinnitus kriegt, ist bereits taub.

So, jetzt aber genug der Grütze. Kommen wir zur Handlung. Die Piratencrew hat einen Mönch auf eine Insel gebracht. Und auf dieser Insel soll angeblich ein Messer vergraben liegen, auf dem eine Schatzkarte eingraviert ist. Moment mal. Die Schatzkarte ist auf dem Messer? Wie groß ist so ein Messer? 10 Zentimeter? Was für eine Schatzkarte passt da schon drauf? Wie gut versteckt kann der Schatz bitte sein? Der Mönch lacht, wie es eben ein echter Mönch damals getan hat. Da waren die noch nicht so ernst drauf mit Schweigegelübde und allem. Da konnte man auch mal ein Späßchen machen. Oder eben so tun, als wüsste man von gar nix.

Messerjockel will aber natürlich sofort zu dem Messer geführt werden. Der Mönch hebt die Arme, labert irgendwelchen Jibberisch und aus dem Wald kommen die Räuber. Oder Mönche. Oder maskierte Volldeppen in billigen Kutten. Oder wasauchimmer. Ich will jetzt wirklich nicht auf die Action und vor allem die unfassbaren Sterbeszenen eingehen, weil sie einfach unfassbar sind.

Viel wichtiger ist ohnehin die Frage, wo plötzlich der Musketier und seine blonde Ische hergekommen sind, die da durch die Gegend laufen.

Das Piratenschiff wird jedenfalls abgefackelt, wie uns einer der Charaktere verrät „Mein schönes Schiff brennt lichterloooooooooooh!“ und geht dann unter, wie uns die blonde Ische verrät „“Das Schiff sinkt.“ Zur passenden Atmosphäre trägt grottenschlechte Technomusik bei, denn die macht jede Szenerie direkt noch mal schlechter. Vor allem in einem PIRATENFILM!!! Wenn der Twist hier nicht ist, dass Guybrush Threepwood und sein Bruder Chuckie nur im Vergnügungspark Piraten spielen und dabei Techno hören, ist das alles komplette Scheiße im Quadrat. Und ich kenne die Antwort jetzt schon.

Der Käptn will einen Mönch lynchen, aber als er ihm die Maske abzieht, stellt er fest, dass es eine Frau ist. Also geht er einfach wieder und … hat der ernsthaft Turnschuhe an? Come on! Gebt euch doch wenigstens etwas Mühe.

In einem Anflug von ganz großer Comedy wird ein Pirat von einer Armbrust ins Bein getroffen und schlägt vor, dass die anderen besser ohne ihn weiterlaufen. Ein Gag, der niemals alt wird. Als ihn ein Speer endgültig erlegt, ist klar, dass er recht hatte. Hätte er mal glaubhafter gespielt. Diese Sterbeszenen sollten wirklich an jeder Schauspielschule als abschreckendes Beispiel verwendet werden.

Wer ist sie denn jetzt? Zwei Mönche verfolgen eine Frau in grünem Kleid und ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund, wird andauernd der Ton abgeschnitten und beginnt von vorne. Nicht mal den Sound kriegen die hin. Es ist unfassbar. Sie stirbt. Die Szene war also nicht nur scheiße, sondern auch völlig sinnlos.

Die übrigen Piraten verstecken sich in einem Loch und beobachten den mönchischen Kannibalismus. Den Geräuschen nach zu urteilen, könnten sie auch Zombies sein. Aber das wäre ja lächerlich.

Einer der Piraten wird angeschossen, als er den Schiffsjungen rettet, der kein Blut sehen kann und zusammenbricht.

Dann wird erstmal gepennt und geträumt. Von Titten natürlich. Und einem Mauscursor, der das Video mit besagten Titten startet. Schon die Piraten träumten also von Internetpornografie. Die anderen Piraten spielen am Ständer des Pornoträumenden rum, aber dann stirbt der Schiffsjunge, was diese grandiose Szene unterbricht. Nur der Angeschossene überlebt die nächste Attacke und liefert sich einen unglaublich spannenden Messerkampf mit einem Mönch … und verliert. Ach so, dass sich einer der Mönche den Ständer des toten Tagträumers reinpfeift muss ich wohl nicht erst erwähnen, oder?

Ich frage mich nebenbei, warum die Leichen so komisch rumstöhnen, wenn sie gefressen werden. Doch Zombies?

Oh, der Musketier und seine blonde Trulla sind auch noch da. Offenbar waren sie auf dem Piratenschiff, weil sie dachten, es wäre ein Handelsschiff. Moment mal … Also mal davon abgesehen, dass die Blondine und der Musketier wirklich nicht die schärfsten Degen im Fechtkampf sind, was sind das denn bitte für Piraten, die irgendwelche Honks einfach mal so durch die Gegend schippern? Betreiben die nebenbei ein Kreuzfahrtunternehmen, oder wie soll ich mir das vorstellen?

Und da ist noch ein Musketier. Und er läuft mit einem fetten Piraten durch die Gegend. Es ist schon bemerkenswert, wie es dieser Film schafft, so viele Charaktere unterzubringen, ohne auch nur einen einzigen Charakter zu haben. Irgendeine Tussi isst einen Arm und einer der Trottelpiraten schleicht sieben Stunden um sie herum, ohne sie zu bemerken. Vielleicht sollte er sich dem Musketier und der Blondine anschließen. Zusammen kriegen die vielleicht eine halbe Gehirnzelle zusammen. Kampf. Beide sterben. Mir egal.

Der Käptn latscht mittlerweile mit der Trulla durch die Gegend, die er vorhin nicht gekillt hat. Er versucht ihr zu erklären, dass er einen Schatz sucht. Scheinbar sind sie die Hauptcharaktere hier, denn sie verraten ihre Namen. Tia und Mick. Ich werde es in drei Sekunden vergessen haben. Immerhin zieht sie ihre Kutte aus und läuft ab jetzt im Amazonenlook rum.

Wisst ihr, was wir noch gar nicht hatten? Grottenschlechte Rockmusik. Passend zu unfassbar lahmer Action, die es hier ohnehin am Fließband gibt. Ich gehe jetzt mal nicht auf die Pulverfassszene ein. Nur soviel: Wunderkerzen, die zumindest den Eindruck einer Zündschnur vermitteln könnten, gibts zu hundert Stück schon unter 5 Euro. Hier hat man darauf verzichtet. Das Budget von dieser Scheiße sollte damit ausrechenbar sein.

D’Artagnan stirbt und Blondie muss alleine klar kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht weit kommen wird. Und da wird sie auch schon von einem Kannibalenmönch geschnappt.

Der Peitschenaugust mit der Zipfelmütze peitscht eine rothaarige Trulla und ihre Freundin und frisst dann ihre Organe. Käptn Fatso und die Amazone beobachten das Treiben und gehen dann lieber mal weiter. Musketier B und der andere fette Pirat latschen auch noch rum. Sterben aber dann irgendwann völlig unspektakulär.

Die Amazone befreit Blondie, die noch lebt. An anderer Stelle latscht noch ein Pirat mit Blondie Zwo rum. Keine Ahnung, wo die herkommen. Habe ich wohl verpasst.

Zeit für grottenschlechten Schnulzenrock. Warum weiß nur Herr Taubert selbst. Das letzte, an das ich denke, wenn ich Vollhonks durch einen Wald tapern sehe, ist Schnulzenrock. Aber hey, jedem seinen Fetisch …

Ich denke, es ist für die geistige Gesundheit aller – vor allem meiner eigenen – besser, wenn ich den Rest etwas abkürze. Im Endeffekt passiert ohnehin nur noch 20 Minuten lang genau das, was schon in der letzten Stunde passiert ist. Mönche und Piraten töten sich gegenseitig im Wald. Irgendwann sind dann nur noch Käptn Fettbacke, die Amazone und die blonde Trulla übrig. Letztere kriegt einen Giftpfeil in die Titten, was die Amazone dazu veranlasst, ihr das Gift aus dem blutenden Bauchnabel zu saugen. Ernsthaft, in diesem Film kriegen die nicht mal sowas simples wie Kontinuität innerhalb von drei Sekunden gebacken. Und dann stirbt sie, ohne dass man jemals ihre Titten gesehen hat. Was für eine Zeitverschwendung.

Käptn Fatman findet das Messer – das jetzt nebenbei ein Dolch ist, was von Anfang an sinnvoller gewesen wäre – und flieht mit der Amazone vor den Mönchen. Die hat aber keinen Bock mehr zu fliehen und will stattdessen den Käptn knallen. Der kriegt aber einen Pfeil in den Arsch und stirbt auf der Stelle. Also: Giftpfeil in Titten = Lebenserwartung von gefühlt drei Stunden. Normaler Pfeil in Arsch = Instant Death. Muss an der Blutzirkulation liegen, die im Arsch einfach stärker ist, als in Titten. Immerhin lernt man hier was über Biologie.

Tia trifft dann einen Mönch, den sie kennt und es gibt Techno, während der Mönch Tia vor den anderen Mönchen verteidigt. Ich glaube ehrlich gesagt, ohne den Versuch von Handlung wäre der Film besser. Der Mönch stirbt und Tia haut ab. Jede Menge Gerenne und der übliche Käse eben, dann versteckt sie sich in einem Loch, hackt einem toten Mönch das Bein ab und wirft es in einen See, in dem offenbar ein Hai rumschwimmt, wie uns ein Cut ins Aquarium wohl weismachen will. Sie wirft auch noch den Dolch rein und einer der Mönche stürmt hinterher ins Meer. Ach, der Tümpel sollte der Ozean sein. Hätte ich um ein Haar nicht erkannt. Mit der Moral „Den Schatz des Lebens, sucht man oft vergebens“ endet der Müll und ich denke, es ist klar, dass man Talent manchmal auch vergebens sucht.

Tja, was soll man dazu noch sagen? Es ist alles so unglaublich schlecht, dass es noch nicht mal wieder gut ist. Ein Haufen Idioten im Wald, die sich beim Piratenspielen filmen ist eben kein Trash sondern einfach Crap, mit dem man den besten Freunden auf den Sack gehen kann, nachdem man die Dias vom letzten Urlaub durchgeguckt hat. Ist nämlich genau so spannend und genau so unterhaltsam. Also gar nicht. Ich gehe mein Messer suchen …

Mach was #3

Das Gemeinschaftsblogprojekt von Pö (ehemals mit oe geschrieben) und Herba (immer noch fasziniert von Unkraut), geht in die dritte Runde. Aber jetzt heißt das Ganze „Mach was“. Find ich gut. Gemeinschaftsprojekt klingt irgendwie so sehr nach singen am Lagerfeuer, während der immer anwesende Volltrottel seinen Marshmallow in den Flammen verliert. Mach was hingegen sagt: „Jetzt komm mal ausm Arsch, du Penner!“ Sehr motivierend.
Das Thema heute: Piraten. Ein gutes Thema, denn das gibt mir die Möglichkeit, die Wertier-Trilogie zu beenden. Wer noch mal sein Gedächtnis auffrischen möchte, was der Wer-Truppe bisher widerfahren ist, findet hier den ersten Teil und hier Teil 2.

Ein leises, aber doch unüberhörbares Grummeln zeugte davon, dass Leo der Werlöwe in seinem Käfig recht unglücklich war. Diesen Umstand verbarg er nicht, als ein Mann, auf einem Stuhl an dem wackelige Holzräder angebracht waren, an seinen Käfig gerollt wurde. Graue Haarsträhnen lugten unter einem schwarzzen Hut mit Totenkopf-Motiv hervor und verbargen einen Teil des graubärtigen Gesichts des Mannes. Was die Haare nicht verdeckten, verdeckte eine Augenklappe.
„Aaaaaaahr“, sagte der Mann unter dem Hut. „Ich bin Captain Half Leg McKee …“
„Ist es üblich, dass Seekapitäne sich über das Deck ihres Schiffes fahren lassen?“, fragte Leo gelangweilt.
„Aaaaaaahr“, begann McKee scheinbar jeden Satz, „natürlich nicht. Aber leider wurde mir vor geraumer Zeit von irgendeinem Spaßvogel mein Holzbein abgesägt während ich meinen Rausch ausgeschlafen habe. Ein neues kann ich mir nicht leisten.“
„Leisten? Ihr seid Piraten. Stehlt doch einfach ein Holzbein.“
„Aaaaaaahr“, McKee schien sein persönliches Wort des Jahres bereits gefunden zu haben, „wir sind Piraten, aber das Tischlerhandwerk ist eine große Kunst. Wir würden niemals von einem Handwerker stehlen. Auch Plündern und Brandschatzen hat seine Grenzen.“
„Ich könnte dir ein Holzbein kauen“, schlug Horst der Werholzwurm vor.
„Aaaa … Ähem. Habt ihr was dagegen, wenn ich auf das ‚Aaaaaaaahr‘ verzichte? Ist schlecht für den Hals.“
Alle Wertiere zuckten mit den Schultern, sofern welche vorhanden waren.
„Sehr gut. Es wird nicht nötig sein, mir ein Holzbein zu ‚kauen‘, was nebenbei eine widerliche Vorstellung ist. Und das sage ich als Pirat. Ich habe einen besseren Vorschlag für euch. Wir lassen euch frei, wenn ihr uns helft.“
„Helfen? Wobei?“
„Vor einigen Wochen haben wir auf einer einsamen Insel einen Schatz vergraben. Einen großen Schatz. Eine ganze Truhe voll. Das ist heutzutage echt selten. Die meisten Leute haben nicht mal eine Truhe. Von einem Schatz ganz zu schweigen. Jedenfalls können wir uns leider nicht mehr erinnern, wo genau wir den Schatz vergraben haben. Unsere einzige Hilfe ist diese Karte.“ McKee holte eine Karte hervor und zeigte sie den Wertieren.
„Was bedeuten die ganzen Kreuze?“, fragte Gertrud die Wergiraffe und streckte ihren langen Hals, bis ihr Kopf ganz nah an der Karte verharrte.
„Das ist das Problem. Ich sage es mal so: Beim Vergraben des Schatzes und beim Zeichnen der Karte war Rum im Spiel. Viel Rum. Ein ganzes Fass. Das ist heutzutage echt selten. Die meisten Leute haben nicht mal ein Fass. Von Rum ganz zu schweigen. Jedenfalls fiel uns irgendwann in der Nacht auf, dass wir uns nicht mehr erinnern konnten, wo wir den Schatz vergraben haben und zeichneten diese Karte, auf der jeder ein X einzeichnete, wo er den Schatz vermutete. Leider haben wir ihn immer noch nicht gefunden.“
„Was hat das mit uns zu tun?“ Leo wollte auf den Punkt und aus dem Käfig kommen.
„Ihr habt einen Wolf. Er kann sicher die Witterung aufnehmen und den Schatz finden.“
„Sind das nicht Hunde?“
„Hunde. Wölfe. Ist doch alles das Selbe. Also, was sagt ihr? Ihr helft uns und wir lassen euch gehen. Deal?“
„Nein.“ Leo klang entschlossen. „Ich habe ein Gegenangebot. Wir wurden aus unserer Stadt vertrieben und wollen uns rächen.“
„Das willst eigentlich nur du, Leo“, mischte sich Bruno der Werbär ein. „Wir wollen nur in Frieden leben.“
„Rache. Frieden. Ist doch alles das Selbe. Also, hör zu. Wir helfen euch, den Schatz zu finden, dafür helft ihr uns, die Stadt zu erobern. Deal.“
„Aaaaaaahr …“, McKee brach sein Lieblingswort für einen kurzen Hustenanfall ab. „Wir hatten lange keinen richtigen Kampf mit einer Stadt mehr. Zuletzt haben wir ein kleines Fischerdorf überfallen, in dem nur ein alter Mann lebte. Das ist viel heutzutage. Die meisten Leute haben keine Stadt. Von einem alten Mann ganz zu schweigen.“ Er stand auf und streckte seine Hand aus, was aber nicht verhinderte, dass er direkt zur Seite des fehlenden Beins umkippte. „Deal“, keuchte er vom Boden seines Decks.

Die Insel sah aus, wie eine gute Schatzinsel auszusehen hat. Lange Strände, dichter Dschungel, ein Berg geformt wie ein Totenkopf, bei dem man sich fragt, was für ein Wetter über Jahrtausende geherrscht haben muss, damit ein Felsen so eine Form annimmt. Captain Half Legs Schiff ankerte nicht weit entfernt von der Insel und schwankte auf den Wellen leicht hin und her. McKee ließ die Käfige aufschließen und die Wertiere sprangen auf das Deck und streckten sich erleichtert.
„Das ist die Mondschein-Insel“, erklärte der Kapitän. „Hier ist immer Vollmond, aber trotzdem ist die Insel ständig in Tageslicht getaucht. Fragt mich nicht warum. Scheint eine Laune der Natur zu sein. Wie sprechende Tiere.“
„Polly will nen Keks. Krah.“
„Äh, ja. Also, wenn ihr auf der Insel seid, lasst den Wolf die Witterung dieser Goldmünze aufnehmen und nach dem Schatz suchen.“
„Kommt ihr nicht mit?“
„Ein Kapitän verlässt niemals sein Schiff. Außerdem haben wir noch keine Möglichkeit gefunden, meinen Stuhl an Land zu schieben.“
Ein Pirat drückte Bruno ein Paddel in die Pfote und die Wertiere paddelten zur Insel.

Auf einem Hügel stand ein haariges Etwas, das sich auf den zweiten Blick als nackter Mann herausstellte. Er blickte auf den Ozean, während er einer Kokosnuss eine Geschichte erzählte. Das Gesicht der Kokosnuss ließ darauf schließen, dass sie die Geschichte eher uninteressant fand. Der Mann brach seine spannungsarme Geschichte ab.
„Nutsie, schau!“ Er zeigte auf den Ozean. „Ein Schiff! Wir sind gerettet!“
Die Begeisterung der Kokosnuss hielt sich in Grenzen, als der Mann sie packte und den Hügel hinunter rannte. Er erreichte den Strand, legte die Kokosnuss in den Sand und begann, mit den Armen wedelnd, auf und ab zu springen. Die Kokosnuss schloss sich ihm nicht an, in seinen Bemühungen, auf sich aufmerksam zu machen.
Das Boot legte am Strand an und Tiere sprangen in den Sand.
„Euch schickt der Himmel!“
„Meinst du er weiß, dass er mit Tieren redet?“, fragte Bruno.
„Gerade hat er mit einer Kokosnuss gesprochen. Ich glaube, für ihn macht das keinen Unterschied“, versuchte Leo eine Erklärung zu finden.
„Seit ihr hier, um mich zu retten?“
„Ich fürchte ich muss dich enttäuschen. Wir sind mit Piraten unterwegs.“
„Primaten? Ist das euer Anführer?“, fragte der Mann mit Blick auf Albert den Weraffen, der auf einer Banane kaute.
„Nicht Primaten. Piraten. Augenklappen, Holzbeine, Hakenhände, Skorbut. Du weißt schon.“
„Leo, der Typ ist doch völlig balla. Lass uns lieber nach dem Schatz suchen.“
„Nutsie, hast du das gehört?“ Der gammelige Gestrandete lief zurück zu der Kokosnuss und hielt sie sich vors Gesicht. „Eine Schatzsuche. Deswegen sind wir gestern in See gestochen.“
„Äh, heißt das, du bist erst seit gestern hier gestrandet?“
„Oh nein, nein, natürlich nicht. Ich bin seit ungefähr zwei Stunden auf dieser Insel.“
„Zwei Stunden? Und du redest schon mit einer Kokosnuss?“
„Kokosnuss? Was für eine Kokosnuss.“
„Die du in der Hand hältst.“
„Ich kenne Nutsie schon seit Jahren. Ich habe ihn auf einer Expedition über die Meere kennen gelernt, an einem schönen Strand. Ähnlich wie dieser hier. Wir haben viele spannende Abenteuer gemeinsam erlebt. Weißt du noch Nutsie, als wir von dem Wal verschluckt wurden.“
„Leo, ich schlage vor, wir sehen zu, dass wir schnell hier weg kommen.“
„Gute Idee.“

„Such, Wulf. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“
Leo wurde ungeduldig. Seit Stunden irrten sie über die Insel, Wulf folgend, der, immer der Nase nach, den Schatz suchte.
„Wie oft soll ich euch noch erklären, das ich kein Spürwolf bin? Ich habe keine Ahnung, wo der Schatz ist.“
„Jetzt streng dich mal etwas an, man. Kann doch nicht so schwer sein.“
„Dann such du doch danach, Bruno. Bären haben sicher ganz hervorragende Spürnasen. Aber lass dich nicht von nem Honigtopf ablenken.“
„Ich mache gleich Honig aus deiner Fresse …“
„Okay, okay, das reicht. Kommt Jungs, wir sind wegen wichtigerem hier. Wulf, riech noch mal an der Münze.“ Leo hielt Wulf die Münze ins Gesicht.
„Schau Nutsie, es sind unsere neuen Freunde. Wo wart ihr die ganze Zeit? Ihr habt viel verpasst. Wir haben am Strand Sandburgen gebaut.“
„Toll. Wenn du uns entschuldigen würdest, wir haben zu tun.“
„Sicher, sicher. Oh, schöne Münze. Genau wie die aus der Schatztruhe, nicht wahr Nutsie?“
„Warte, welche Schatztruhe?“
„Die, die ich am Strand gefunden habe. Stand einfach so rum. Neben einer Schaufel und leeren Rumflaschen. Jemand muss sie vergessen haben.“
„Wo ist die Truhe jetzt?“
„In meinem Baumhaus. War nicht einfach, sie da hoch zu kriegen, aber Nutsie hat geholfen. Nicht wahr Nutsie? Weißt du noch, wie du vom Baumhaus gefallen bist. Die Narbe sieht man immer noch. Seht ihr?“ Der alte Mann hielt dem Wertiertrio die Kokosnuss vor die Schnauzen.
„Ja, ja, böse Verletzung und so. Wo ist dein Baumhaus noch mal genau?“
Der alte Mann zeigte nach oben. „Ihr steht genau darunt … aah …“
„Bruno, ich glaube nicht, dass das nötig war.“

Captain Half Leg McKee sah zu, wie seine Scumbags die Truhe an Deck zogen. Er öffnete die Truhe und überzeugte sich davon, dass der komplette Inhalt vorhanden war. Er grinste zufrieden und ließ sich zur Reling rollen. Er zog sich an der Reling hoch und schaute hinunter zu den Wertieren, die im Ruderboot neben dem Schiff warteten.
„Gute Arbeit. Leider trennen sich hier unsere Wege.“
„Aber du wolltest uns helfen, man.“
„Ja, was das angeht; Aaaaaahr, Pirat. Ihr versteht das sicher. Es wäre schlecht für unsere Reputation, wenn herauskäme, dass wir nicht mal unseren eigenen Schatz wiederfinden können. Weil wir so nette Typen sind, lassen wir euch das Ruderboot, damit ihr zurück zur Insel paddeln könnt. Machts gut.“
Leo grummelte unerfreut.

„Schau Nutsie. Unsere Freunde kommen zurück. Vielleicht haben sie etwas dabei, das gegen meine plötzlichen Kopfschmerzen hilft.“ Der verfilzte Mann winkte mit der Kokosnuss, als das Boot erneut am Strand anlegte und die Tiere in den Sand hüpften.
„Hallo Freunde. Nett, dass ihr zurückgekommen seid.“
„Jetzt sitzen wir mit dem Verrückten hier fest.“ Die Wertiere hatten zu viele Rückschläge erlitten, um ihren Kummer nicht gleichzeitig laut auszusprechen.
„Oh, keine Panik, Freunde. Wir können direkt in See stechen, wenn ihr so weit seid.“
„Was?“
„Ich weiß ja nicht, ob ihr erst noch etwas in der Sonne liegen wollt.“
„Du hast ein Schiff?“
„Natürlich. Was meint ihr, wie ich und Nutsie hergekommen sind.“
„Aber warum hängst du dann hier auf der Insel rum?“
„Alleine kann ich das Schiff nicht segeln. Und Nutsie ist kein guter Steuermann. Ursprünglich hatte ich eine Crew, aber die sprang nach und nach über Bord. Meistens, wenn ich ihnen Nutsie vorgestellt habe. Keine Ahnung, was da los war. Skorbut vielleicht.“

Das Schiff holte auf. Das Piratenschiff war bereits zu sehen. Die Wertiere stellten sich beim Segeln nicht so doof an, wie man annehmen könnte.
„Macht die Kanonen bereit“, befahl Leo und sah zu, wie die Tiere Kanonenkugeln über das Deck rollten, während Kathrin die Werkatze sich in einem Seil verhedderte. Es war immer gut zu wissen, dass Kathrin beschäftigt war, und die anderen nicht bei der Arbeit behinderte.
„Kanonen sind bereit, Leo.“
„Käptn, wir müssen das Schiff drehen, damit wir feuern können.“
„Hast du gehört, Nutsie. Dreh am Rad. Ich muss noch diesen frischen Fisch aufessen.“ Der alte Kapitän biss in einen rohen Fisch und kaute, während die Kokosnuss auf dem Steuerrad balancierte und sich als so nutzlos wie erwartet herausstellte.
„Scheiße, ich übernehme das Steuer.“ Bruno stapfte zum Steuerrad rüber und warf die Kokosnuss über Bord.
„Nutsie, neiiiiiiiiin!“ Der Kapitän sprang auf und spuckte den Rest des Fisches aus, den sich direkt Kathrin unter die Krallen riss. „Mann über Bord! Keine Panik, Nutsie! Ich rette dich.“ Der Kapitän ging über Bord, was Erleichterung bei den Wertieren auslöste.

„Käptn, wir werden angegriffen!“
McKee ließ die Feile fallen, mit der er ein Stuhlbein bearbeitete, und ließ sich an Deck rollen.
„Aaaaahr, wo haben die das Schiff her? Zu den Säbeln!“
Albert der Weraffe schwang sich als erster an Deck des gegnerischen Schiffes und warf mit Bananen, die die Piraten mit ihren Säbeln in der Luft schälten. Die anderen Wertiere hatten Schwierigkeiten, sich an Seilen durch die Luft zu schwingen. Leo kletterte zurück an Deck und spuckte einen Schwall Wasser aus. „Ich übernehme die Kanonen“, grummelte er und wrang seine Mähne aus. Albert gingen die Bananen aus, was ihn dazu zwang auf eine umherhüpfende Verwirrungstaktik umzusteigen, die dazu führte, dass die Piraten auf den Bananenschalen ausrutschten und wie Schildkröten auf dem Rücken an Deck lagen. Leo zündete die Kanone. Die Kugel flog durch die Luft, zersplitterte den Hauptmast. Das Hauptsegel schwirrte hinab und begrub McKees Mannschaft unter sich.
„Aaaaahr …“ McKee ließ seinen Säbel fallen, und biss in eine geschälte Banane.
Leo sprang von Schiff zu Schiff und stellte sich vor McKee.
„Beeindruckend“, kannte der Kapitän an. „Für Landratten seid ihr verdammt gute Piraten. Das Schiff gehört dir.“
McKee reichte Leo seinen verknitterten Hut.
„Was machen wir jetzt, Käptn Leo?“, fragte Bruno der Werbär.
„Ein Leben als Pirat ist vielleicht gar nicht so schlecht.“
„Aaaaahrgh …hust … keuch.“ McKee spuckte ein Stück Banane aus. „Das kann ich bestätigen. Viel Alkohol. Viele Frauen. Alles, was ein Mann, oder Tier, braucht.“
„Klingt gut.“ Leo setzte den verknitterten Hut auf. „Bruno, geh ans Steuerrad. Ich weiß schon, welche Stadt wir als erstes plündern.“

Short Story Collab # 12 – Neuanfang

Der erste Monat des Jahres ist rum und ich bin weiterhin krank. Um genau zu sein, wird es immer schlimmer. Zuletzt gesellte sich noch eine Grippe zu meinen anderen Leiden, wodurch ich die letzte Woche im kompletten Zombiemodus durchs Haus torkelte, oder einfach direkt den ganzen Tag im Bett geblieben bin. Deshalb ist hier momentan recht wenig los. da heute aber der letzte Tag im Januar ist, muss ich zumindest mal schnell die nächste Short Story raushauen, zu der David monatlich aufruft.

Leider war es mir durch besagte Krankheit nicht möglich, der Geschichte etwas Feinschliff zu verpassen, aber lesen könnt ihr es ja trotzdem.

Das Thema Neuanfang bot sich geradezu an, um eine Fortsetzung zur ersten hier veröffentlichten Short Story zu schreiben. Und natürlich driftet das Ganze wieder recht schnell in eine völlig andere Richtung. Aber lest halt selbst:

 

Leos Rachepläne gingen mit dem Schiff im Meer unter. Trotz seiner Ermahnungen, ließ sich Horst der Wer-Holzwurm nicht davon abhalten, sein Unwesen im Holzbug des Schiffs zu treiben und dieses letztlich versehentlich zu versenken. Horst stieg aus dem Meer, spuckte eine Suppe aus Salzwasser und Holzspänen in den Sand und stapfte, ein „Entschuldigung“ murmelnd, an Leo vorbei. Leo ließ den Kopf hängen, als der Hauptmast vor seinen Augen im Ozean versank.
„Willst du etwas Kokosnusssalat?“
Leo drehte sich um und sah Gertruds breites Lächeln. „Er ist ganz frisch“, sagte sie fröhlich.
Er blickte auf die Kokosnusshälfte in ihrer Hand, in der ein Brei aus grünen Blättern, roten Beeren und weißer Milch schwappte. Leo schlug das Frühstück weg und schlurfte davon in den Dschungel.

„Leo scheint schlecht drauf zu sein“, fiel Bruno auf. Er schaute in seine Kokosnusshälfte und verzog das Gesicht. Seit einem Monat hatten sich die Gestaltwandler davon ernährt. Er stellte den Salat weg. „Ich gucke mal, was mit ihm los ist.“
„Meinst du nicht, wir sollten uns langsam mal etwas organisieren?“, fragte Gertrud. „Wir werden wohl etwas länger hier sein. Wulf macht sich auch schon nützlich.“ Sie zeigte zum Werwolf, der ein Loch im Sand grub.
„Was macht er da?“
„Ich schätze, er gräbt ein Fundament, damit wir ein Haus bauen können.“
Wulf rollte eine Kokosnuss in das Loch und grub es zu.
„Oder er legt einen Essensvorrat an.“
„Okay, ruf alle zusammen. Wenn ich mit Leo wieder da bin, beginnen wir mit den Planungen zum Neuanfang auf der Insel.“
Bruno ging in den Dschungel. Seine Fährtensucherfahrungen beschränkten sich bisher darauf, Honiggläser in Küchenschränken aufzuspüren. Dabei hatte er einfach in alle Schränke geguckt, bis er den Honig fand. Leo war in keinem Schrank. Er war im Dickicht verschwunden, das vor Bruno aufragte. Der Werbär schlich durch Büsche und Sträucher. Moskitos summten herum. Es waren normale Moskitos. Bruno mochte keine normalen Tiere. Mit ihnen konnte man nicht verhandeln. Ein Moskito stach ihn und surrte fröhlich davon. „Kackvieh!“ Bruno rieb sich den Arm.
„Du-uh-ah-ah hättest etwas Schnittlau-uh-ah-ah-ch mitnehmen sollen.“ Albert der Weraffe hing mit einem Arm an einem Ast und schaukelte fröhlich hin und her, wie ein haariges Pendel. „Angeblich reagieren Moskitos darau-uh-ah-ah-f sensibel.“
„Danke für den Tipp“, brummte Bruno. „Wenn ich etwas Schnittlauch finde, werde ich so viel mitnehmen, wie ich tragen kann. Autsch.“ Summ. „Verdammte Mistviecher.“
„Da hinten habe ich Schnittlau-uh-ah-ah-ch gesehen. Ich kann dir zeigen wo es ist.“ Der Affe schwang an einer Liane davon. Bruno folgte ihm leise Fluchtiraden murmelnd und seinen anderen Arm reibend.

Bruno kam sich dämlich vor, wie er mit einer Schnittlauchkette um seinen Hals im Urwald stand. Immerhin hielten sich die Moskitos von ihm fern.
„Du-uh-ah-ah hattest Glück“, erklärte Albert und schälte eine Banane. „Ich habe noch nie von einem Dschu-uh-ah-ah-ngel gehört, in dem Schnittlau-uh-ah-ah-ch wächst.“ Er schob sich die Banane komplett zwischen die Backen und schwang davon.
Bruno seufzte. Von Leo fand sich keine Spur. Bruno irrte orientierungslos weiter zwischen den Bäumen umher. Ein lautes Brüllen sprach dafür, dass Leo sich in der Nähe befand. Bruno lief los, so schnell seine vier Pfoten ihn trugen.

Bruno erreichte eine Lichtung. Leo stand auf dem Weg und brüllte einen Vogel an.
„Was machst du da, Leo?“
Leo drehte sich um und sah Bruno an. das heißt, er hätte ihn angeschaut, wenn ihm nicht das Gestrüpp, das er seltsamerweise auf dem Kopf trug, über die Augen gerutscht wäre. Leo schob das Astgebilde hoch. „Ich streite mich mit diesem unhöflichen Vogel.“
„Warum?“
„Weil er mir Respekt zu zollen hat. Ich bin der König des Dschungels.“ Leo zeigte auf seine Stirn. „Siehst du nicht die Krone?“
„König des Dschungels? Man, Leo, du kennst dich im Dschungel doch gar nicht aus. Du bist gerade mal 5 Minuten hier drin.“
„Mir kommt es vor, wie eine Ewigkeit. Und als Löwe kenne ich mich aus Prinzip im Dschungel aus. Und dieser Vogel hat seinem König gefügig zu sein.“
„Was hat er denn getan?“
„Er hat mich beleidigt.“
Bruno ging näher an die Streitenden heran und betrachtete den bunten Vogel, der auf einem Ast saß und absolut kein Interesse an den beiden Gestaltwandlern zu zeigen schien. „Polly will nen Keks“, sagte der Vogel und stocherte mit seinem Schnabel in seinem Gefieder rum. Bruno vermutete, dass er dort seine Kekse verstaut hatte.
„Man, Leo, der Vogel ist doch völlig harmlos. Können wir jetzt zurück gehen? Die anderen werden langsam nervös und wollen Häuser bauen.“
„Ich gehe nicht zurück, Bruno. Ich bin als euer Anführer gescheitert …“
„Genau genommen, warst du nie unser Anführer, Leo.“
„Indirekt schon. Ist ja auch egal. Ich bleibe jedenfalls hier. Im Dschungel. Meinem Revier.“
„Dein Revier. Du weißt doch noch nicht mal genau, wo du dich befindest.“ Bruno sah den Weg zurück, den er gekommen war. „Um genau zu sein, weiß ich es auch nicht. Also vergiss den Vogel und lass uns den Weg zurück suchen.“
„Du kämpfst wie eine Kuh!“ Der bunte Vogel krächzte und flog davon.
„Der verdammte Vogel hat mich eine Kuh genannt.“ Leo brüllte. „Zum zweiten Mal.“ Leo rannte los.
Bruno seufzte und verfolgte ihn.

„Da ist er.“ Leo saß in einem Gebüsch und schielte durch die Blätter.
„Wo?“, fragte Bruno und setzte sich neben ihn.
„Auf der Schulter von dem Typen mit dem Holzbein, der Augenklappe und der Hakenhand.“
„Eigenartige Gestalten sind hier unterwegs. Selbst in der Stadt würde niemand so vor die Tür gehen.“
Leo warf die selbstgebastelte Krone weg. „Vielleicht muss ich die Königsherrschaft doch noch etwas verschieben. Ich habe einen Weg von der Insel gefunden.“
„Was? Wo denn?“
„Das Schiff. Wir werden es stehlen.“
Bruno schob einige Blätter zur Seite und sah das große Schiff, das im Wasser schwappte. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Erst kürzlich waren sie einer wütenden Menschenhorde entkommen. Jetzt wollte Leo sich mit der nächsten anlegen, die zudem noch weniger nett aussah, als die Stadtbewohner. Oder zumindest verrückter. Bruno kannte sich mit verrückten aus und wusste, wie unberechenbar sie waren. Er war mit einer Horde davon auf der Insel gestrandet.
„Und den Vogel nehmen wir auch mit.“
„Vergiss doch den Scheißvogel, man.“
„Denk doch mal nach, Bruno. Er könnte wertvoll sein.“
„Wertvoll? Wieso das?“
„Wie viele sprechende Vögel kennst du?“
„Nun ja“, Bruno sah zurück in die Richtung, in der er den Strand vermutete, „den einen oder anderen.“
„Du weißt was ich meine“, knurrte Leo. „Er ist kein Wertier. Ein echter sprechender Vogel bringt bestimmt viel Geld. Und mit dem Geld können wir unsere Rache an den Stadtbewohnern finanzieren.“
„Man, Leo, bist du immer noch auf diesem Rachetrip? Vergiss das doch endlich mal.“
„Wir müssen schnell handeln.“ Leo ignorierte Brunos Ratschlag. „Lass uns zurück zum Strand gehen und die anderen holen. Wir müssen zuschlagen, bevor der Vollmond weg ist.“

Am Strand herrschte Chaos, was Bruno nicht überraschte. Auch wenn niemand Leo als Anführer anerkannte, war allen bewusst, dass er die Gruppe zusammenhielt und für Ordnung sorgte. Diese Ordnung war momentan völlig über den Haufen geworfen.
„Kathrin, was ist hier los?“, fragte Leo die Werkatze, die sich als Einzige nicht an den Streitereien beteiligte und stattdessen mit einer Fischgräte spielte.
Sie spuckte die Fischgräte aus. „Hm?“
„Vergiss es.“
Leo sorgte mit einem laut gebrüllten „Ruhe!“ für Ruhe. Er hörte sich die Beschwerden der Gestaltenwandler an, bei denen sich herausstellte, dass man sich nicht einig wurde, wer welches Zimmer im zukünftigen Strandtraumhaus beziehen durfte.
„Ihr habt noch nicht mal ein Haus gebaut“, sagte Leo. „Und wir werden auch keins bauen. Wir bleiben nicht hier.“
Leo erklärte die Sachlage. Alle hörten zu und nickten zustimmend. Alle außer Kathrin, die eine Kokosnuss über den Strand rollte.

Die Männer saßen um ein Lagerfeuer, tranken Rum und sangen schmutzige Lieder über hübsche Mädchen und Männer mit einem, zwei und drei Beinen. Die Wertiere dachten nicht weiter darüber nach, wie ein Mann mit drei Beinen aussehen könnte.
Der Plan war simpel und Idiotensicher. Zumindest hatte Leo das behauptet. Bruno hatte seine Zweifel. es gab verschiedene Abstufungen von Idioten. er wusste auf welchem Idiotengrad die meisten Wertiere wandelten. Alle Wertiere sollten sich an den betrunkenen Männern vorbei zum Schiff schleichen und dort auf Leo und Bruno warten, die mit dem sprechenden Vogel im Gepäck folgen würden. Leo war nicht weiter darauf eingegangen, wie er den Vogel von der Schulter des einäugigen, behakten Hinkenden beschaffen wollte. Diese Information war auch weniger wichtig, denn der Plan scheiterte bereits bei Phase eins, als Wulf der Werwolf, ängstlich zitternd, ein Rumfass umstieß, dessen Inhalt sich über den Strand ergoss, sich einen Weg ins Lagerfeuer schlängelte, und den Strand in helles Licht tauchte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis alle Wertiere einen Säbel an der Kehle hatten.

Leos Erklärungsversuche blieben erfolglos. Die Wertiere fanden sich in einer ihnen aus der Stadt bekannten Umgebung wieder. In einem Käfig. Auf dem Schiff. Das auf dem Meer trieb.
Die Männer, die sich als Piraten vorgestellt hatten, verrieten, dass sie die sprechenden Tiere – abgesehen vom sprechenden Vogel Polly – in der Stadt verkaufen würden.
Leo grummelte, im Käfig hockend vor sich hin.
„Sieh es positiv, Leo“, versuchte Bruno ihn aufzumuntern. „Immerhin kommen wir zurück in die Stadt.“
„Fresse, Bruno.“