Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Kultschrott – Waterworld

Für ein paar Jahre, Anfang bis Mitte der Neunziger, führte in Hollywood fast kein Weg an einem Mann vorbei: Kevin Costner. Er hat sie alle gespielt: Robin Hood, Wolftanzkarl, Kennedymordermittlerheinz, Beschützerbob und viele mehr. Aber irgendwann begann der Ruhm doch etwas zu schwinden und ein Film hatte daran vermutlich einen bedeutenden Anteil. Schließlich gilt er bis heute als eine der größten Geldverbrennungsmaschinen, die Hollywood jemals umgesetzt hat. Und das will was heißen, wenn man sich mal anschaut, wie viel Kohle die jährlich mit Scheißfilmen vernichten. So ganz gerecht wird dieser Ruf dem Film aber ohnehin nicht, denn eigentlich ist er erstens gar nicht so kacke und zweitens hat er sich durch seinen Namen eine Art Kult aufgebaut, der dann doch bis heute noch einiges an Geld in die Kassen gespült hat. Die Rede ist natürlich nicht von THE POSTMAN, denn der hat die Knete tatsächlich übelst verbraten und nie wieder einen Cent eingespielt. Nein, es geht natürlich um das große Wasserspektakel mit Freizeitpark- und Apokalypsefeeling vom Feinsten:

WATERWORLD – USA – 1995 – 135 Min.

Regisseur Kevin Reynolds hatte nach diesem ilm ähnlich viel Erfolg wie Costner, mit dem er zuvor schon ROBIN HOOD inszenierte. Aber so alle paar Jubeljahre macht er noch einen Film oder mal ne Serie. Er ist also noch im Geschäft. So schlimm kann dieser Film also wirklich nicht gewesen sein.
Okay, für Drehbuchautor Peter Rader ging danach wirklich nicht mehr viel. Aber sein Co-Autor David Twohy liefert noch regelmäßig Drehbücher ab und schreibt die ganzen RIDDICK/PITCH BLACK-Streifen für Vin Diesel, wenn der mal eine Abwechslung vom Autofahren braucht.
Bei den Darstellern glänzt wie bereits erwähnt Kevin Costner als Fischmann mit Kiemen und wasserabweisender Frisur. Sein Gegenspieler ist natürlich Dennis Hopper, der wie immer absolut fantastisch in einfach jeder Sekunde ist. Jeanne Fucking Tripplehorn hatte zu dieser Zeit auch ihre 5 Minuten Ruhm. Michael Jeter ist uns hier schon in JURASSIC PARK III begegnet und er hätte einfach besseres verdient gehabt. Nebenbei schwimmen auch Kim Coates, den man eventuell aus SONS OF ANARCHY kennt, Lee Arenberg, den man bestimmt aus PIRATES OF THE CARIBBEAN kennt und Jack Black, den man ganz sicher von irgendwas anderem kennt, mal durchs Bild. Also einiges los hier im Schwimmbecken der Geisteskranken.

Die Polarkappen sind geschmolzen und die Erde steht unter Wasser. Die Überlebenden haben sich den Bedingungen angepasst und leben jetzt in dieser Wasserwelt, in der man destillierten Eigenurin zum Frühstück trinkt und jede Menge Zeit zum Angeln hat. Der Mariner angelt nicht. Vermutlich, weil er selbst halb Fisch ist mit seinen Kiemen. Stattdessen betreibt er eine Art Tauschhandel auf seinem selbstgebsauten Gleitsegelbootding, inklusive Apfelbaum. Als ihm die Äpfel geklaut werden, sieht er rot und geht auf Rachefeldzug … nee, wartet, das wäre die Story, wenn der Film heute im ideenlosen Hollywood rauskäme. Hier geht es um die Smoker, angeführt von Dennis Hopper aka Deacon, die die Wasserwelt in Angst und Schrecken versetzen.

Der Mariner erreicht eine Stadt oder sowas und tauscht dort den wertvollen Dreck ein, den er auf seinen Reisen gesammelt hat und lernt Helen und die kleine Enola kennen, auf deren Rücken sich eine Tätowierung befindet, die angeblich den Weg zum sagenumwobenen Dryland zeigt. Ähm, wie sinnvoll ist bitte eine Karte, wenn alles unter Wasser steht? Was soll darauf zu sehen sein? Viel blau und der Schriftzug „Dryland liegt im Norden“? Okay, es sind irgendwelche Schriftzeichen und ein Pfeil, der nach Norden zeigt. Auch nicht viel besser.

Der Mariner wird gefangen genommen, denn er ist ein Fischmutant und soll in irgendeinem Sumpfloch ertränkt werden. Müsste der da drin nicht auch atmen können? Egal. Die Smokers kommen und Panik macht sich breit. Nebenbei weiß der Mariner wohl, wie man die Karte deutet, was den neugierigen Gregor noch neugieriger macht, aber das erstmal nur so am Rande, denn jetzt ist Smoker-Action angesagt. Die ballern aus allen Rohren und machen aus der Wasserstadt im Handumdrehen Kleinholz. Die Action voller Jetskis und Rampen und Jack Black im Flugzeug kann sich nebenbei durchaus sehen lassen.

Gregor fliegt mit seinem Ballon davon und Helen lässt den Mariner aus dem Käfig, damit der sie und Enola aus der Stadt und in Sicherheit bringt. Wo zum Geier hat Deacon eigentlich die Zigaretten her? Wo soll denn in dieser Welt noch Tabak – oder was auch immer der raucht – wachsen? Der ist natürlich gar nicht begeistert, dass der Mariner einfach so abhauen will und die Smoker machen Randale, also muss der Mariner sie alle platt machen, was nicht schwierig ist, denn sie sind absolute Vollidioten.

Wenig überraschend will Deacon das Mädchen mit dem Kartentattoo haben. Und der Mariner weiß, wo Dryland ist. Wozu dann die dämliche Karte? Das denkt sich auch der Mariner und will sie direkt mal wegmetzeln, um Trinkwasser auf dem Weg zu Dryland zu sparen. Helen rettet sie, indem sie sich nackig macht. Der Fischmann ist aber nicht interessiert an ihr und kloppt sie mit einem Paddel um. Immerhin lässt er die beiden vorerst am Leben.

Deacon raucht Kette und braucht ein neues Glasauge. Eine Augenklappe tut es vorerst aber auch. Der Mariner stellt derweil mal klar, dass er sich nicht gerne von kleinen Mädchen vollquatschen lässt und wirft Enola ins Meer. Da er aber im Kern natürlich doch ein netter Kerl ist, rettet er sie. Und dann kommt Jack Black angeflogen und es wird rumgeballert. Helen harpuniert den Flieger, was keine so schlaue Idee war, denn das Seil an der Harpune ist fest mit dem Boot verbunden, das durch diese Aktion stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nachdem der Mariner das Problem gelöst und sich den Schaden angeschaut hat, schneidet er zur Strafe seinen Begleiterinnen die Haare. Ich bin mir noch nicht sicher, ob er die Eintauschen will oder ob er einfach einen Fetisch hat.

Kim Coates will einen Tausch machen, der vor allem die Frauen betrifft. Der Mariner geht erst darauf ein, da Kim ihn aber bescheißen will, muss er ihn umnieten und geht dann Fischen, was in dieser Welt bedeutet, sich von einem Riesenfisch fressen zu lassen und den dann von Innen abzuballern. Wer nebenbei bis hierher noch nicht gerafft hat, dass der Mariner eine Beziehung zu den beiden Frauen aufbaut, dem wird die Szene helfen, in der er Enola das Schwimmen beibringt.

Die Smokers planen einen Hinterhalt, aber der Mariner ist zu schlau für sie und entkommt. Deacon steht bisher wie der letzte Trottel da, muss ich sagen. Ein Antagonist kann hin und wieder auch mal einen Erfolg vertragen, damit die Bedrohung ernst genommen werden kann.

Der Mariner verrät, dass er nie in Dryland war und seinen ganzen coolen Krempel wie den Apfelbaum und die Musikbox vom Meeresgrund geholt hat, wo er Helen die versunkenen Städte zeigt. Das führt mich zu der Frage: Gibt es eigentlich gute Filme über Atlantis? Und nein, den von Disney fand ich eher nicht so geil.

Enola sitzt alleine auf dem Boot und die Haie kommen, was natürlich saudoof war, denn Deacon und die Smokers sind zur Stelle und hier gibt es vielleicht doch mal den Erfolg. Tatsächlich kann er Enola mitnehmen und das Boot des Mariners abfackeln. Der und Helen retten sich ins Meer und aus der Unterwasser-Beatmung wird Rumgeknutsche.

Während Deacon Enola Zigaretten anbietet und herausfinden will, wie man die Karte liest, kommt beim verbrannten Boot zufällig Gregor in seinem Ballon vorbei und rettet die Schiffbrüchigen. Der Mariner nimmt seine geliebte Zeitschriftensammlung mit. Gregor hat eine neue Stadt gefunden und plant eine Rettungsmission für Enola, der sich niemand anschließen will. Außer der Mariner natürlich, der eh Rache für sein Boot will und sich auf den rostigen Öltanker schleicht, wo Deacon gerade Essen an die hungrigen Massen verteilt und eine famose Ansprache hält.

Als Smoker verkleidet assassiniert sich der Mariner zu Enola vor. Deacon veranlasst derweil, dass der Tanker losrudert, um Dryland anzusteuern. Der Mariner hat aber was dagegen und wirft eine Leuchtfackel ins Öl, wodurch der ganze Tanker abfackelt. Deacon flieht natürlich mit Enola in Jack Blacks Flugzeug, der scheinbar gerade Kaffeepause macht, aber der Mariner hat aus der Seilharpunennummer gelernt und bringt den Flieger damit zum Absturz.

Gregor Ballon kommt wieder mal vorbei und rettet den Mariner und Enola. Deacon landet im Wasser und der Tanker geht unter. Deacon hat aber noch ein paar Smoker auf Jetskis gefunden, die alle auf Enola zurasen. Natürlich prallen sie aufeinander und sind im Arsch.

Gregor entschlüsselt mal schnell die Karte und steuert Dryland an. Und tatsächlich, da ist es. Voller plätschender Gewässer und trabender Pferde und toten Skeletten in alten Hütten. Ein idyllisches Paradies. Mit sowas kann der Mariner natürlich gar nichts anfangen und er segelt weiter, denn er ist halb Mann und halb Fisch und er gehört auf den Ozean. Trotzdem nimmt er ein paar Zitronenbäume mit.

Sets und Action stimmen soweit. Der Film hat in erster Linie ein Problem mit dem Pacing, aber das macht ihn lange nicht schlecht. Vielleicht mangelte es einfach an der richtigen Vision. Ich behaupte einfach mal, mit einem George Miller im Regiestuhl wäre das hier richtig geil geworden. So ist es eben nur okay und unterhaltsam, schöpft aber einfach sein Potenzial nie aus. Ich gehe segeln …

16 Antworten zu “Kultschrott – Waterworld

  1. Wortman Mai 8, 2019 um 9:07 am

    Wenn du segeln gehst, pass auf zeitungslesende Fischmutanten auf 😆

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  2. bullion Mai 8, 2019 um 9:51 am

    Eines meiner Guilty-Pleasures. Ich mag den Film tatsächlich mehr, als man vermutlich sollte. Leider habe ich die Ulysses-Cut-Edition aus UK verpasst, die wohl die beste Fassung des Films darstellen soll. Naja, irgendwann vielleicht.

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  3. donpozuelo Mai 8, 2019 um 11:35 am

    George Miller wäre der richtige für diesen Film gewesen. Ist ja quasi eh schon Mad Max auf dem Meer.

    Ich habe den Film auch vor kurzem mal wieder geguckt. Setting ist geil, Story ist so lala… Ich finde da hätte man wirklich mehr draus machen können.

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    • Filmschrott Mai 8, 2019 um 7:18 pm

      Es hätte aber auch noch weit schlimmer kommen können. Generell ist es überhaupt interessant, dass zu der Zeit ein Studio dieses Ding überhaupt mit so einem Monsterbudget im Rücken in Auftrag gegeben hat. Das ist eigentlich B-Movie-Kram, an den sich zu der Zeit niemand großes rantraute. Und seitdem der so abgekackt ist, auch danach nur noch selten.

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  4. TheGunslinger82 Mai 8, 2019 um 4:16 pm

    An mir liegt es nicht, dass er so gefloppt ist – ich war damals im Kino. 😀

    Der Film ist aber durchaus mal ein Ansehen wert. Eignet sich quasi perfekt für einen zermatschten Sonntag Nachmittag.

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    • Filmschrott Mai 8, 2019 um 7:21 pm

      Absolut. Und danach am besten noch POSTMAN hinterherschieben, für die volle Costner-Post-Apokalypse-Dröhnung.

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      • TheGunslinger82 Mai 8, 2019 um 8:48 pm

        Den habe ich tatsächlich noch nie gesehen.

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      • Filmschrott Mai 8, 2019 um 9:00 pm

        Ist ne ganze Ecke langatmiger und weit weniger bekloppt. Aber ich mochte den eigentlich ganz gerne damals. Hab ihn allerdings auch seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Ob der heute noch überzeugt, stelle ich mal infrage. Aber vielleicht stolperst du ja mal drüber und gibst ihm eine Chance.

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      • steffelowski Mai 8, 2019 um 10:17 pm

        Postman ist doch wie Waterworld, nur trockener, oder? Ich hab den nie gesehen.

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      • Filmschrott Mai 8, 2019 um 10:22 pm

        Naja, trocken im Sinne von weit weniger unfreiwillig komisch ja. Ich meine, Costner ist ein Postbote in einer toten Welt. Was will man da groß erwarten? Ich muss mir den unbedingt mal irgendwo besorgen. Ich will den jetzt nochmal sehen, um herauszufinden, ob der wirklich was taugt oder ich damals einfach nur keine Ahnung hatte. Okay, habe ich heute auch nicht, also wirds vermutlich nix helfen. Trotzdem will ich den nochmal sehen.

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  5. Martin Däniken Mai 10, 2019 um 4:02 pm

    Hatte damals die Produktionsgeschichte gelesen-in der Cinema…
    ähnlich choatisch wie HeavensGate nur mit Wirbelsturm statt Michael Cimino, kurtzgesagt!
    Wenn man zuviel Geld das man denkt zuhaben raushaut und die Egoschrauben sind auch unter Hochspannung gewesen.. usw
    Reynolds und Kostner sollen best Buddies gewesen sein oder war da noch vorher ein „Spielleiter“,der keinen Bock mehr hatte…
    oder verwechsele ich das mit der „Meuterei auf der Bounty“ mit Brando oder dem „Weissen Hai“
    Auf jeden Fall gelten/galten in Hollywood Produktionen die wo das Meer mitspielen soll als schwierig. Ozeane,Wetter,die sich nach Drehbücher und Regisseuren richten sollen,hahahahaha!
    Nun CGI löst(e) auch dieses Problem…

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    • Filmschrott Mai 10, 2019 um 9:58 pm

      So Hintergrundgeschichten sind ja oft interessanter als der Film selbst. Ich empfehle in dem Fall mal die Hintergründe zu dem Meisterwerk des Wahnsinns THE ISLAND OF DR. MOREAU mit Brando, Kilmer und Thewlis zu recherchieren. Das war offensichtlich auch ein Riesenspaß hinter den Kulissen.

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