Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Göttliche Übernahme veralteter Kulturen unter Zuhilfenahme veralteter Computertechnik

Es ist mal wieder Blockbustertime hier auf dem Filmschrottplatz. Mittlerweile ist es ja tatsächlich so, dass die Millionenproduktion die viel größere Scheiße abliefern, als die vermeintlich kleinen Filme, die früher (in der guten alten Zeit) dafür verantwortlich waren, uns unsere regelmäßige Dosis an Bullshit zu liefern. Heute werden direkt Unmengen an Kohle verblasen, um uns so richtig große Grütze zu bieten. Der heutige Film ist dafür ein sehr gutes Beispiel:

GODS OF EGYPT – USA – Australien – 2016 – 127 Min.

Regisseur Alex Proyas hat schon so einigen guten Kram abgeliefert. Allem voran den leider eher unbekannten DARK CITY (unter anderem mit Rufus Sewell, der in diesem Schinken hier auch dabei ist). Oder auch THE CROW. Er ist also eigentlich kein schlechter. Aber das wird hier natürlich auch nicht helfen.
Die Drehbuchautoren Matt Sazama und Burk Sharpless arbeiten scheinbar gerne zusammen. Unter anderem bei DRACULA UNTOLD, THE LAST WITCH HUNTER und POWER RANGERS. Noch Fragen? Nein? Ich auch nicht.
Das Staraufgebot des Streifens kann sich wirklich sehen lassen. Da hätten wir Gerard Butler. Ihr wisst schon, der Typ, der immer die gleiche, ausgelutschte und sterbenslangweilige Rolle als der bullige Klopper spielt. Angefangen mit 300, hat sich daran bis heute nicht wirklich viel geändert. Was Nikolaj Coster-Waldau in Zukunft noch so leisten wird bleibt abzuwarten. Bisher kennen wir ihn natürlich in erster Linie aus GAME OF THRONES und hoffen alle, dass er seine Schwester killt. Chadwick Boseman ist BLACK PANTHER und somit vermutlich einfach nur noch in Marvelfilmen zu sehen in der näheren Zukunft. Geoffrey Rush kennen wir sicher alle aus PIRATES OF THE CARIBBEAN, dem meiner Meinung nach letztem wirklich guten Blockbuster, oder dem Oscar Gewinner THE KINGS SPEECH, der zwar gut ist, aber Oscar … lassen wir das. Auf weiblicher Seite haben wir Elodie Yung, die als Elektra in den Netflix Marvel Serien durch die Gegend turnt. Courtney Eaton war in MAD MAX: FURY ROAD dabei, als … eine Frau. Die anderen Darsteller sind noch weniger erwähnenswert. Aber ich denke, das reicht dann auch. Stars ohne Ende, versprechen Grütze ohne Ende. Also rein in den Spaß:

Ägyptische Historie für Laien: Ägypten war einst ein großes Königreich und wurde zwischen den Göttern Osiris und Set aufgeteilt. Aber dann gab Osiris den ganzen Kram seinem Sohn Horus und alles ging den Bach runter. Denn Horus war zwar ein Lappen, aber man sollte niemals einen Mann unterschätzen, der für etwas kämpft, das so mächtig ist wie die Götter: Die Liebe. Ich kotze jetzt schon.

Horus pennt den halben Tag, weil es im Palast sowieso nichts besseres zu tun gibt. Abgesehen natürlich davon, sich von den Dienerinnen waschen zu lassen. Nach etwas Techtelmechtel im palastinischen Swimmingpool trägt Horus seine schnieke goldene Rüstung und guckt der Freundin beim Weinsaufen zu. Coster-Waldau macht also fast das gleiche wie in GAME OF THRONES, mit dem Unterschied, dass die Säuferin nicht seine Schwester ist. Glaube ich. Wer weiß schon genau, was im alten Ägypten so abging.

Die ganzen Götter stellen sich Horus vor und das ganze Volk feiert die Nummer derbe ab. Horus wird also zum Pharao gekrönt und Set kommt zu spät, weil er drei Tage gebraucht hat, die Wüste zu durchqueren. Er hat ein Geschenk dabei: Ein Horn von irgendeinem Vieh, mit dem man ganz tolle Blasmusik machen kann. Aber die Ohrenkrebspolizei kommt vorbei und stellt sich hinter Set, der Bruder Osiris absticht. Denn Set ist der einzig wahre Pharao und so. Wir kennen das. Die Götter und Sterblichen knien vor Set und irgendwie raffe ich nicht, warum die den nicht einfach platt machen. Ist der irgendwie unverwundbar oder sowas?

Set und Horus kämpfen in einem Kampf voller Kamerafahrten, Zeitlupen, CGI-Gedöns und Schnittgewitter und irgendwelche Monsterviecher mischen auch mit, was zu noch mehr CGI-Gedöns, Schnittgewitter und einstürzenden Neubauten führt. Vermisst ihr eigentlich auch die Zeiten, in denen man in Actionszenen was erkennen und der ganzen Sache folgen konnte? Set gewinnt natürlich und nimmt Horus seine Augen. Ägypten war halt schon immer ein hartes Pflaster. Um Horus zu retten, bietet sich seine Freundin Set als Sexsklavin oder sowas an.

Mitten in dem ganzen Getümmel war der junge Dieb Bek, der zusammen mit seiner Freundin Zaya den genialen Plan hat, die Augen zu klauen und Horus wiederzugeben. Set lässt sich derweil richtig große Gebäude bauen. Vermutlich, um etwas zu kompensieren. Bek hüpft an diesen tollen CGI-Gebäuden vorbei in eine CGI-Goldkammer voller CGI-Statuen, weil man heutzutage selbst leblose Objekte nicht mehr praktisch herstellen kann und findet, nachdem er durch einige CGI-Fallen gehampelt ist, eins der Augen, das glücklicherweise so schön leuchtet, dass er damit die Skorpione abhalten kann.

Gebäudeplaner Urshu hat den Plan allerdings durchschaut und will Bek und Zaya an die Schakale verfüttern. Glücklicherweise leuchtet das Auge des Horus noch stärker und blendet alle Wachen. Zaya wird trotzdem von einem Pfeil getroffen und stirbt. Bek will aber alles wieder richtigstellen und bringt Horus sein Auge. Horus vergammelt nebenbei in einem Tempel am Arsch der Heide. Das Auge will er ihm aber nur geben, wenn er Zaya wiederbelebt. Nachdem er ein bisschen seinen Speer geschwungen hat, lässt sich Horus darauf ein, aber er kann nichts tun und deshalb ruft er Anubis, damit der Zaya mit in die Unterwelt nimmt. Bek gibt ihm das Auge, aber Horus zeigt sich nicht sehr dankbar und will auch sein zweites Auge haben. Bek hat einen Plan, wie er das Auge bekommt und Set killen kann, aber den verrät er nur, wenn Horus Zaya rettet. Ähm, war das nicht schon vom Tisch? Also gut, wenn Horus Set besiegen kann, bevor Zaya das Tor zur Unterwelt durchschreitet, kann er sie vielleicht retten. Klingt ja unfassbar vielversprechend.

Set ist alles andere als begeistert von dem Augenklau und setzt irgendein komisches Ochsenvieh darauf an, den Dieb zu finden. Architekt Urshu hat da so eine Idee, wer dafür verantwortlich ist und Set ist sehr interessiert.

Horus und Bek klettern rum und Horus sieht mit seiner Augenklappe aus wie Solid Snake. Wenn man noch einen Darsteller für eine Verfilmung von METAL GEAR SOLID sucht, hier ist er. Horus will mit Großvater Ra sprechen, denn die Alten sind selbst dann weise, wenn sie auf einem beschissen animierten Raumschiff durchs All fliegen. Bevor Ra helfen kann, muss er noch schnell was erledigen und kämpft gegen eine riesige Gewitterwolke mit Zähnen. Ra sagt, dass Horus stärker werden muss, wenn er Set ohne seine beiden Augen besiegen will und blah.

In Ägypten fackelt unterdessen die Erde und Set setzt seinen Green Goblin Helm auf, um in die Schlacht zu ziehen. Dem Special Effects Team ging hier endgültig die Kohle aus und sie haben einfach Zwischensequenzen von der PlayStation 3 kopiert. Zumindest sieht es so aus. Kann natürlich auch sein, dass sie die Animationen schon jahrelang auf der Festplatte liegen hatten. Set tötet die Libellenfrau, deren Namen ich nicht mitgekriegt habe, die aber wohl eine große Nummer war, und Solid Horus und Bek landen irgendwo im Dschungel.

Nach einem tatsächlich ganz lustigem Dialog zwischen Bek und Horus über Wasser, kommt der Ochsenmann vorbei und kloppt Bek durch die Gegend. Horus muss gegen einen Haufen Nulpenviecher kämpfen, was natürlich wieder Zeitlupen, CGI-Gewichse und andere Unerträglichkeiten mit sich bringt. Das kann man aber noch unterbieten mit einer Wasserfallszene aus der Computerhölle.

Ochsenmann erzählt Set, was sie vorhaben und der schickt die Ex-Freundin/aktuelle Sexsklavin in einem Sandsturm durch die Gegend, um mal abzuchecken, was bei Horus eigentlich so abgeht. Die findet Horus immer noch geil, auch mit Augenklappe und flieht durch ein Sandloch oder sowas, bevor Set sie schnetzeln kann. Dann tapert sie durch die Wüste irgendwohin. Ich habe das Gefühl, die ganze Nummer hier ist unnötig überladen. Immerhin kann man der Story trotzdem ganz gut folgen.

Horus und Bek werden von Wächtern auf Riesenschlangen gejagt, die natürlich auch noch Feuer spucken, damit man noch mehr Getöse auf den Bildschirm schludern kann. Die Ex-Sexsklavin rettet den Tag, indem sie der letzten Schlange befiehlt, sich selbst abzufackeln. Die drei latschen dann zu Thoth, mit dessen Hilfe sie das Rätsel der Sphinx lösen wollen, die Sets Feuer bewacht, dass sie löschen wollen, um diesen zu schwächen. Nach etwas Palaver lässt der sich überreden und jetzt latschen sie zu viert durch die Wüste.

Die Schlangenflüsterin veranstaltet eine kleine Sandseance, damit Bek mal schnell mit Zaya labern kann, die kurz davor steht, das Boot zu betreten, dass sie zur Unterwelt bringen wird.

Nachdem das Rätsel der Sphinx (die nebenbei absolut kacke aussieht) gelöst wird, soll das Feuer gelöscht werden, aber Set taucht auf und verhindert das. Er killt Thoth und nimmt dessen Gehirn mit und natürlich stürzt dann mal wieder alles ein und die Darsteller müssen vorm GreenScreen rumhampeln, um sich aus der Pyramide zu befreien. Nebenbei gibt es hier noch den unausweichlichen „Zerfall der Freundschaft“, weil Set Bek verraten hat, dass niemand die Toten zurückholen kann, auch nicht Horus. Bek findet das natürlich richtig scheiße. Die Göttin der Liebe (schön zu erfahren, wer sie eigentlich ist), macht mal schnell einen Deal mit Anubis, damit Bek Zaya noch einmal sehen darf. Horus bleibt also alleine in der Wüste zurück.

Zaya muss gerade irgendwas auf eine Unterweltwaage legen, weil nur die Reichen ein geiles Leben nach dem Tod kriegen und die Armen am Arsch sind. Bek kommt gerade noch rechtzeitig, um ihr irgendeinen Goldkram zu bringen oder so. Ich verliere langsam das Interesse an der ganzen Nummer hier.

Set lässt sich währenddessen mit den Libellenflügeln, dem Auge des Horus und dem Gehirn von Thoth zu einem Supergott machen. Anschließend killt er Ra und nimmt dessen Speer mit. Außerdem ist jetzt natürlich niemand mehr da, der die Gewitterwolke bekämpfen kann und deshalb fällt die über Ägypten her und säuft den Nil leer.

Horus und Bek müssen den ganzen Quark natürlich aufhalten und es kommt zum großen Kampf zwischen Horus und Set, während Bek sich mit Gebäudebauer Urshu battlet. Natürlich ist das alles nicht sonderlich aufregend und vor allem viel zu viel animierter Scheiß. Ich vermisse einfach die Zeiten, in denen nicht absolut alles möglich war und sich die Filmemacher noch was einfallen lassen mussten, um ihre Vision auf die Leinwand zu kriegen. Das sah nämlich nie so scheiße aus wie das hier.

Horus erlangt die Erkenntnis, dass Rache kacke ist und sein Job ist, seine Leute zu beschützen, deshalb erlangt er außerdem seine Kräfte zurück. Natürlich besiegt er Set im großen Flugduell und bringt Ra seinen Speer zurück, der dadurch wieder zum Leben erweckt wird und die Gewitterwolke daran hindern kann, den ganzen Nil leerzusaufen.

Bek wurde tödlich verwundet. Ra will ihm einen Wunsch erfüllen, also erweckt er Bek und Zaya wieder zum Leben und Horus regiert mit ihnen an seiner Seite das Land Ägypten wie der neue Menschenkenner, der er durch die ganze Scheiße geworden ist.

Man, die Nummer hatte tatsächlich Potential. Wir haben eine Hauptfigur, die einen Wandel durchmacht, es gibt ein paar durchaus unterhaltsame Szenen zwischen den einzelnen Charakteren, aber leider wird das alles komplett von der überbordenden und beschissen umgesetzten Actiongrütze übertönt, die den Film auch noch unnötig in die Länge zieht. Ich gehe meine Augen waschen …

9 Antworten zu “Göttliche Übernahme veralteter Kulturen unter Zuhilfenahme veralteter Computertechnik

  1. Martin Däniken Februar 27, 2019 um 12:57 pm

    ohne ihn sin die alten Ägypter unerträglich:

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  2. Wortman Februar 27, 2019 um 3:49 pm

    Das war ein komischer Film… Den habe ich mir tatsächlich auch reingezogen.

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  3. Pingback: Monatsrückblick Januar 2018 | Filmschrott

  4. Stepnwolf März 2, 2019 um 2:21 pm

    Oh Gott, den hab ich auch gesehen und sofort wieder aus meinem (sowieso mit Löchern übersäten) Gedächtnis gestrichen. Ich geh die Bangles hören…

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  5. Martin Däniken März 4, 2019 um 8:39 pm

    Nicht die deutsche genialische Version unterschlagen…

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