Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Zwillingsbarbarerei im Zwist um juwelische Schmuckstücke

Machen wir uns nichts vor: Wenn ein verrückter Wissenschaftler zu uns käme, der eine Zeitmaschine entwickelt hat, und durch die Zeit zurückreisen will, um alle Filmproduktionen zu zerstören, aber wir können ein Land in einem Jahrzehnt beschützen, es ist ziemlich klar, welches das wäre, nicht wahr? Genau: Italienische (Co-)Produktionen der 80er. Mann, was haben die einen grandiosen Scheiß produziert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Egal ob Horror, Post-Apokalypsen, Giallos, hirnlose Kannibalenstreifen, Bud Spencer und Terence Hill, alles was ein gutes Filmjahrzehnt braucht, kommt aus Italien in den 80ern. Und natürlich auch Fantasy vom Feinsten. Und darum geht es heute. Spaß und Spannung sind garantiert, denn hier kommen:

THE BARBARIANS – DIE BARBAREN – ITALIEN – USA – 1987 – 87 Min.

Es dürfte wirklich schwierig sein, ein Jahrzehnt zu finden, in dem so unpassende Musik für Filme ausgewählt wurde, wie in den 80ern. Wer kam bitte auf die Idee, dieses komische Pop-Trance-Gedudel für einen Barbarenfilm zu verwenden? Ach ja, es ist ein Cannon Film und die hatten eben nur drei Songs für alle ihre Filme zur Verfügung. Nevermind.

Zur Vorgeschichte: Es gibt da einen magischen Stein, einen Rubin um genau zu sein, der von Rednecks (so heißen hier offenbar umherziehende Unterhalter aka der Zirkus) besessen wurde, die dann zwei Jungs und ein Mädel bei sich aufnahmen. Und der Stein wurde von Generation zu Generation weitergegeben, bis eine Königin in den Besitz des Steins kam und da sind wir jetzt und sie sind immer noch vom Zirkus. Nur die Wiesen sind grüner. Und die Barbaren sind hässlicher als jemals zuvor. Zumindest gehe ich da stark von aus, denn es ist unmöglich, dass jemals etwas hässlicheres existiert hat, als diese Barbaren.

Diese hässlichen Barbaren verfolgen zu epischer Musik, die tatsächlich zur Szene und zum Setting passt, den Wanderzirkus und eine Verfolgungsjagd ungeahnten Ausmaßes entbrennt auf weiter freier Steppe. Ich gehe jetzt mal nicht auf die grandiosen Kampfszenen mit Messern und Äxten während dieser Verfolgungsjagd ein, da keine Worte in meinem Duden dieser Dramatik und actiongeladene Epicness gerecht werden können. Die Barbaren sind nebenbei nicht nur hässlich, sondern auch völlig unfähig. Und so verrecken erstmal ungefähr 3000 von ihnen. Aber wen wunderts auch, wenn der Zirkus doch grandiose Kämpfer wie den Feuerspucker hat, der einfach sinnlos Feuer in der Gegend rumspuckt ohne auch nur eine Fliege zu treffen. Er ist quasi der Vorreiter zu dem sinnlosen Gitarrenfatzken in „Mad Max: Fury Road“. Das Zirkusvolk entkommt also mit ihren Planwagen in den Canyon, aber am großen Penisfelsen lauert ein barbarischer Hinterhalt und auch wenn die Königin noch versucht zu verhandeln, indem sie darauf hinweist, dass sie doch nur Jonglierer und Geschichtenerzähler sind, ist der Tot aller Schausteller an dieser Stelle gewiss. Alle, außer einem, den die Königin schlauerweise zuvor weggeschickt hatte. Vermutlich mit dem magischen Stein, weil ansonsten hätte das ja keinen Sinn. Der sollte sicher keine Brötchen holen gehen.

Die Königin konnte immerhin erreichen, dass die Zirkuswanderer am Leben bleiben und einfach als Sklaven gehalten werden. Ein voller Erfolg in Sachen Verhandlungsgeschick, würde ich sagen. Und dafür musste sie dem Anführer nur versprechen, alles zu tun, was er will. Nun, der Anführer ist auch nur ein Mann und konnte das Angebot natürlich unmöglich ablehnen. Er arbeitet zusammen mit Dreadlockia aus der dunklen Höhle und ihrer Armee von Einhörnern. Und wenn ich Einhörner sage, meine ich selbstverständlich glatzköpfige Typen, die ein Stirnband mit einem Horn vorne dran tragen. Dreadlockia hat jedenfalls magische Kräfte und weiter interessiert uns das hier erstmal nicht.

Die Zeit vergeht und die Zirkusfritzen werden zu Barbaren erzogen,weil man das eben so macht, während die Königin in einem Käfig gehalten wird. Die beiden jungen Zirkusbarbaren werden gespielt von David Paul und Peter Paul. Mary hatte leider keine Zeit. Sie müssen dann gegeneinander kämpfen und verbünden sich dabei, um die Flucht zu ergreifen. Im Wald treffen sie auf einen Indianderstamm oder sowas. Völkerbeschreibung ist nicht die Stärke des Drehbuchs. Und dann versucht der Film auch noch witzig zu sein, was ich an dieser Stelle mal lasse. Jedenfalls sind sie scheinbar die Typen, auf die der Indianerstamm schon lange gewartet hat. Keine Ahnung warum, sie sind eben die Auserwählten, oder sowas.

In der Nacktbar um die Ecke will man sich Waffen beim hiesigen Händler aus Russland besorgen. Und das macht man am besten mit Armdrücken und anschließender Kneipenwemserei. Nach langem hin und her durch Kneipen, Lager und Höhlen gelangen die beiden Barbarenbrüder direkt zum geheimen Frauenlager des Oberschurken Kadar, wo Königin Canary immer noch im Käfig sitzt. Irgendwo ist da doch ein Gag versteckt, den ich nicht verstehe, oder?

Jedenfalls schickt Canary die beiden zum Grab des alten Königs, da sie da die Waffen finden werden, die sie für ihre Rettung benötigen. Hinter einem Wasserfall finden sie eine geheime Höhle, hinter der wohl die geheimen Waffen im geheimen Grab des Königs liegen. Ihre weibliche Begleitung rafft es auch nicht, warum also sollte ich es …

Die Königin wird unterdessen von Michael „Unicorn“ Berryman gepeitscht, bis sie verrät, wo der Rubin ist. Haben die das jetzt jahrelang so gemacht und ausgerechnet heute verrät sie dann mal so nebenbei, wo das Teil ist, das der böse Kadar unbedingt haben will? Kommt mir doch arg seltsam vor. Offensichtlich hatte der Autor einfach keine Ideen mehr und wollte langsam mal zum Ende kommen. Was eine ganz gute Idee ist, wenn man mich fragt, denn langsam wirds doch langweilig.

In der Höhle greift eine Hand das Mädchen an, aber die beiden Barbaren können sie natürlich retten. An anderer Stelle holt sich Dreadlockia den Rubin und Einhornman kreischt laut, als ein Monster angreift, dass der Special Effects Abteilung sicher alles Können abverlangt hat. Und das Können war ohnehin schon begrenzt, muss man sagen. Vermutlich hat man das Monster deshalb auch einfach wieder gestrichen und lässt jetzt die Barbaren in Goldrüstung antanzen, um gegen die verbliebenen Streitkräfte von Dreadlockia zu kämpfen. Ach nee, da ist das Monster doch wieder. Sieht aus wie Gumby in Schlangenform, nachdem man ihm die Haut abgezogen und ihn gegrillt hat. Also gute Arbeit hier von allen Beteiligten. Natürlich machen die Barbaren das Vieh platt und finden Dreadlockia tot in der Höhle. Und haben so den Rubin. Das war jetzt halt schon etwas einfach, oder?

Ich muss hier mal kurz auf die Dialoge eingehen, die die beiden Brüder miteinander führen. Sie sind einfach nur grausam. In diesem Moment streiten sie sich um den Rubin und machen sich gegenseitig den Vorwurf, ihn in der Höhle vergessen zu haben, während sie das Monster killten. Ihre Begleitung steht die ganze Zeit mit dem Rubin in der Hand daneben, was die Sache nur noch lächerlicher macht. Humor ist nun wirklich nicht die Stärke des Drehbuchs. Falls ich die Stärke finde, lasse ich es euch übrigens wissen.

Königin Canary zaubert etwas rum im Wald um Kadar zu verarschen, aber irgendwie bringts das nicht so richtig und er sticht sie ab. Warum hocken die überhaupt in dem Wald rum? Erklärungen sind nicht die Stärke des Drehbuchs, aber lassen wir das. Apropos Erklärungen, mit dem Rubin findet der Indianerhäuptling heraus, dass man eine neue Königin bestimmen kann und zwar scheinbar, indem man ihr den Rubin in den Bauchnabel steckt. Wenn er hängen bleibt, ist man die Königin. Überraschung: Es ist das Mädchen, dass die ganze Zeit mit den Barbaren unterwegs war. Und die absolut keinen Bock hat, Königin zu sein. Obwohl dann doch und sie zeigt noch schnell ihr Tattoo im Nacken, wodurch sich herausstellt, dass sie Kara ist, was bei allen Anwesenden zu Jubelstürmen und bei mir zu einem desinteressierten Schulterzucken führt, da ich keine Ahnung habe, wer zum Geier Kara ist.

Im Canyon kommt es zum großen Showdown zwischen Kadar und den beiden Barbaren. Irgendwie unfair wenn man mich fragt. Zwei gegen Einen. Immerhin sitzt Kadar auf einem Pferd und hat sein Megablendungsschild dabei, dass die Special Effects Abteilung scheinbar endgültig in den Wahnsinn getrieben hat. Hilft ihm aber natürlich alles nicht und die Barbaren spießen ihn mit ihren Goldschwertern auf.

Zusammen mit der neuen Königin Kara reisen die beiden Barbaren anschließend wanderzirkusmäßig durch die Gegend und streiten sich wie kleine Kinder bis der Abspann kommt. Und die Frage bleibt, wer denn jetzt eigentlich wirklich die Barbaren in diesem Film waren. Definitionen sind nicht die Stärken des Drehbuchs. Ich gehe Barbarpapa gucken …

10 Antworten zu “Zwillingsbarbarerei im Zwist um juwelische Schmuckstücke

  1. mwj November 15, 2017 um 7:29 pm

    Schrotty, vergiss nicht „Hercules“ und „Die Abenteuer des Hercules“ mit Lou Ferrigno von Alttrashmeister Luigi Cozzi alias Lewis Coates anzuschauen/zu besprechen. Das sind Granaten! Und das mit drei Soundeffekten.

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  2. Frau Argh November 16, 2017 um 7:26 pm

    Scheisse, ich glaube, den kenne ich 🤔 spontan bei 80er Fantasy fällt mir noch „Krull“ ein und da wir schonmal bei Wunschschrott sind – ich bitte um „Meister der fliegenden Guillotine“, besser bekannt als „Duell der Giganten“ 1A schrottiger Kung-Fu kram…

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