Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Mal aktuell: Dunkirk

Heute könnte mein letzter Kinobesuch für lange Zeit gewesen sein. Nicht nur, zieht mein Cousin, mit dem ich immer im Kino war, weg, sondern gehen mir auch die Kinos einfach tierisch auf die Klötze, mit ihrem immer gleichen Kackprogramm voller Blockbustergetöse, das keinen Platz für etwas anderes bietet. So mussten wir also mal wieder von den kleinen Programmkinos abweichen und so einen Multiplexpisstempel unterstützen, in dem man schon für das Getränk einen Kleinkredit aufnehmen muss.

DUNKIRK

Wer sich so wie ich nicht so ganz mit der Historie auskennt, braucht vielleicht eine kleine Auffrischung, um was es eigentlich geht. Aber da der Film mir die auch nicht gegeben hat, kriegt ihr hier keine. Nur so viel: Am Strand von Dünkirchen warten Soldaten auf Rettung, während die Feinde immer näher rücken und sie bereits eingekesselt haben.

Die Geschehnisse werden aus drei Perspektiven erzählt:

Land: Hier versuchen zwei Soldaten irgendwie ihren Arsch zu retten und wir wissen quasi nix über sie.

Wasser: Hier tuckert ein Fischerboot los, um die Soldaten vom Strand zu holen, und rettet dabei immer mal wieder Soldaten vorm Absaufen. Die Geschichte hat noch am meisten einen Bezug zu den Charakteren zu bieten, während alle anderen eigentlich komplett blass bleiben.

Luft: Hier fliegt ein maskierter Tom Hardy rum und jagd Batman. Oder zumindest stelle ich mir vor, dass er die Kampfbomber als Batman visualisiert.

Auch wenn hier überall die Action abgeht, kommt die eigentliche Gefahr zu keinem Zeitpunkt rüber. Ja, die mögen alle am Strand festsitzen, weil die Deutschen sich nähern. Nur sieht man davon leider gar nichts. Eine vierte Ebene in der Stadt wäre da sicher nicht verkehrt gewesen.

Überhaupt hätte eine halbe Stunde mehr dem Film sicher gut getan. Und das kommt von jemandem, der es gerne kurz und auf den Punkt mag. Aber hier hätte mehr Zeit eben auch mehr Charaktertiefe bringen können und eben vielleicht auch noch die Möglichkeit, die anrückende Gefahr zu beleuchten. So bleiben alle sehr blass und ich wusste am Ende des Films mehr Namen von Schiffen als Figuren in dem Film. Das ist jetzt sicher nicht das größte Problem in einem Kriegsfilm, aber ich soll ja mit denen mitfiebern und auf ihre Rettung hoffen. So waren sie eben einfach nur da und mir zu egal, um da irgendwas zu investieren.

Ansonsten gibt es aber nicht viel zu meckern. Hans Zimmers Dauergedröhne muss man etwas ignorieren, weil es schon mal nerven kann. Und die Zeitsprünge waren im ersten Moment hin und wieder verwirrend, aber da kann man drüber hinweg sehen.

Insgesamt bietet der Film tolle Bilder, gute bodenständige Action und einfach eine tolle Inszenierung der Geschehnisse auf allen drei Ebenen. Die Geschichte ist auch gut erzählt, hätte nur eben Potenzial für etwas mehr gehabt.

Und der Film kommt ohne großes Gewaltgewichse aus, was auch einfach mal schön ist. Statt überall Gleidmaßen durch die Gegend zu schleudern, spielt sich die größte Gefahr eher im Kopf des Zuschauers ab. Wenns knallt, dann zwar richtig, aber eben immer ohne explizite Gewaltausbrüche.

Und was mir natürlich besonders wichtig ist: Es gibt kaum CGI. So ziemlich alles hier ist echt. Die Schiffe, die Flugzeuge, die Explosionen, die Leute. Es ist so herrlich. Schon das gibt aus Prinzip einen Pluspunkt bei mir.

Wenn man über ein paar Schwächen hinwegsieht, kriegt man hier also einen ziemlich starken Vertreter des Kriegsfilms, der dazu auch noch eine frische Situation behandelt, die nicht schon tausendmal verfilmt wurde.

31 Antworten zu “Mal aktuell: Dunkirk

  1. Wortman Juli 28, 2017 um 7:51 am

    Ich hoffe, dass wenigstens die Deutschen vernünftig dargestellt wurden.Ich hasse diese (Anti-)Kriegsfilme, wo die Deutschen immer als Deppen hingestellt wereden. 10 Mann schiessen und keiner trifft…

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    • Filmschrott Juli 28, 2017 um 10:12 am

      Ich glaube, es ist kein großer Spoiler, wenn ich sage: Man sieht nur selten deutsche Soldaten in dem Film.

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      • Wortman Juli 28, 2017 um 8:45 pm

        Also ist der geschichtliche Hintergrund nicht mal relevant.

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      • Filmschrott Juli 28, 2017 um 8:55 pm

        An sich schon. Es geht ja schon um die Rettung der eingekesselten Soldaten. Man braucht aber weder großes Vorwissen, wie es dazu kam, noch sollte man hier das übliche Kriegsgeballer erwarten. Es ist keine klassische Geschichte mit 3 Akten, wo das Gute gegen das Böse triumphiert. Der Film setzt auf andere Schwerpunkte und konzentriert sich mehr darauf, was die Figuren erleben. Und er weicht halt nie von dieser Sichtweise ab. Man bleibt immer nah an den Hauptfiguren dran und wenn diese eben nicht auf gegnerische Soldaten treffen, dann trifft man als Zuschauer logischerweise auch nicht darauf.
        Das heißt aber natürlich wiederum nicht, dass es keine Action gibt. Man befindet sich schließlich immer noch im Krieg und es ist immer was los.
        Ich kann es schlecht erklären, ohne jetzt was vom Film zu verraten. Ich kann den Kinobesuch aber nur empfehlen. Alleine die Bilder und der Sound sind es absolut wert und man fühlt sich durch die Machart immer mitten im Geschehen.

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      • Wortman Juli 28, 2017 um 9:04 pm

        Ich verstehe schon was du meinst 🙂

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  2. Frau Argh Juli 28, 2017 um 12:17 pm

    Klingt auf jeden Fall besser, als ich dachte…hatte auch befürchtet, dass wieder die große Naziklischeekeule geschwungen wird und der Rest in Geballere untergeht

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    • Filmschrott Juli 28, 2017 um 4:55 pm

      Wenn man es genau nimmt, ist es nicht mal ein richtiger Kriegsfilm. Klar, er spielt in dem Setting, aber das ist eher nebensächlich. Es geht mehr um die Bedrohung und die Charaktere, die sich derer ausgesetzt sehen. Nur liegt da dann auch ein bisschen das Problem in der Umsetzung. Aber der lohnt sich trotzdem absolut.

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  3. thegunslinger82 Juli 28, 2017 um 6:20 pm

    So, ich bin gerade über Moonsault über diesen Blog gestolpert (da heiße ich „Mordred“) und schaue mich mal ein wenig um.

    „Dunkirk“ hat mir sogar ziemlich gut gefallen. Ich muss ihn aber noch ein wenig sacken lassen und wahrscheinlich wird der bei mir auch nie in Dauerrotation gehen. Aber das ist bei mir mit den meisten Nolans so, auch wenn ich keinen bisher richtig schlecht fand.

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    • Filmschrott Juli 28, 2017 um 6:28 pm

      Dann willkommen auf dem Filmschrottplatz. Schau dich um und entdecke den großartigsten (und grauenhadtesten) Schrott, den die Fimwelt zu bieten hat. Momentan ist es allerdings etwas ruhig hier, da ich eine kleine Sommerpause mache.

      Ich mochte „Dunkirk“ insgesamt auch sehr. Auch wenn das im Text sehr kritisch klingt, sind die Kritikpunkte insgesamt doch eher minimal zu betrachten im Gegensatz zu der starken Umsetzung des eigentlichen Films. Aber es zeichnet sich schon wieder ab, dass es quasi ein typischer Nolan wird. Guter Film, der aber extrem überhypet wird.

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      • thegunslinger82 Juli 28, 2017 um 6:29 pm

        Das gehört zu Nolan ja quasi schon dazu. Also das extreme Hypen.

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      • Filmschrott Juli 28, 2017 um 6:32 pm

        Ja, mittlerweile erwarte ich da auch nichts anderes mehr. Bisher hat er ja auch noch keinen wirklichen Totalausfall abgeliefert. Ich mochte selbst „Dark Knight Rises“ einigermaßen. Aber teils wird mir in seine Filme dann auch zu viel hineininterpretiert und alles zu hoch gelobt. Davon versuche ich mich dann doch etwas zu distanzieren, da Hype ja auch durchaus die eigene Meinung vor dem Film schon beeinflussen kann. Und dementsprechend hoch kann dann eben auch die Enttäuschung ausfallen.

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      • thegunslinger82 Juli 28, 2017 um 6:35 pm

        Das trifft es ziemlich genau. „…Rises“ fand ich auch nicht so übel, obwohl die Logiklöcher natürlich teilweise echt hanebüchen sind.

        Nolan hat das Talent seine Blockbuster so wirken zu lassen, als wären so unheimlich anspruchsvoll. Da kommt ihm sicher auch der „Anspruch“ anderer aktueller Blockbuster entgegen. Mit einem Kubrick würde ich ihn aber dann doch nicht vergleichen, was ich auch schon mal gehört habe. ^^

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      • Filmschrott Juli 28, 2017 um 6:45 pm

        „Interstellar“ wurde ganz gerne mal als der moderne „2001“ bezeichnet. So weit würde ich dann auch sicher nicht gehen. Obwohl ich „2001“ auch eher anstrengend finde. Trotz allem ist Nolan aber durchaus ein sehr fähiger Filmmacher, das muss man ihm schon lassen. „Memento“ zeigt, dass er auch ohne viel Getöse kann. „Insomnia“ ist ein sehr guter Thriller. Und „Dark Knight“ hat für einen Blockbuster generell eine sehr starke psychologische Ebene.
        Ich habe nur das Gefühl, dass einfach alles von dem aus Prinzip abgefeiert wird, nur weil er halt bisher zumindest immer ein gutes Ergebnis abgeliefert hat. Das haben andere aber auch und die werden nicht so gehypet. Ist wieder dieser heutzutage typische blinde Fandom, der alles geil findet, was mit etwas bestimmten zu tun hat. So wie die Leute, die blind jeden Superheldenfilm mage geil finden.

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      • thegunslinger82 Juli 28, 2017 um 6:47 pm

        Und ganz wichtig: Wenn du etwas kritisierst, bist du direkt ein „Hater“, auch wenn du Argumente lieferst.

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      • Filmschrott Juli 28, 2017 um 6:50 pm

        Ja. Darauf lasse ich mich ja gar nicht mehr ein. Anfangs fand ichs immer ganz lustig, mich mit den immer gleichen Honks zu streiten. Aber irgendwann wird das dann doch ermüdend.

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  4. Pingback: Warum Charaktere so wichtig für eine Geschichte sind – Marcel Michaelsen

  5. Morgen Luft Juli 30, 2017 um 1:35 pm

    Den muss ich unbedingt noch schaffen, auch wenn mich die Unterhaltungstempel genauso ärgern, wie dich. Zumindest klingt es so, als ob du diesen Besuch nicht bereut hast. Gehst du denn gar nicht allein ins Kino? Jetzt außerhalb der Multiplexe…

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    • Filmschrott Juli 30, 2017 um 2:41 pm

      Da ich immer einen Fahrer brauche, ist alleine keine Option. Aber es läuft ja ohnehin überall nur Scheiße, also ist das kein großer Verlust. Ich spare mir das Geld jetzt lieber und baue dafür mein Heimkino aus.

      „Dunkirk“ lohnt sich auf alle Fälle.

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      • Morgen Luft Juli 30, 2017 um 3:18 pm

        Ach, das wusste ich nicht oder habe es vergessen. Dunkirk sehe ich mir in jedem Fall an. Ein schlechter Nolan ist immer noch besser, als das meiste, was dort läuft.

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      • Filmschrott Juli 30, 2017 um 3:32 pm

        Zumal es kein schlechter Nolan ist. Von dem Standpunkt aus ist es eher ein typischer Nolan. Gut, aber überbewertet.

        Ich mag ja Nolans Filme ziemlich gerne. Aber die Leute neigen einfach dazu, alles von dem Mann blind in den Himmel zu loben und Dinge in seine Streifen hineinzuinterpretieren, die gar nicht da sind. Am Ende sind es eben gute Blockbuster. Da bildet auch „Dunkirk“ keine Ausnahme (und ist vielleicht sogar der Film, der am nächsten am modernen Blockbuster dran ist).

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      • Morgen Luft Juli 31, 2017 um 6:30 pm

        Ja, die anderen „lechzen“ eben auch nach mehr, da ist Nolan eben eine Offenbarung. Wobei ich in letzter Zeit feststelle, dass mir ein Blockbuster mit unterschwelliger message fast besser gefällt, als ein sperriger Arthaus-Streifen mit selbiger.

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      • Filmschrott Juli 31, 2017 um 6:33 pm

        Da geht es mir nicht anders. Ich war auch immer ein großer Blockbuster Fan, bis das dann irgendwann zu dieser hirnlosen, anspruchslosen und vor allem lieblosen Scheiße mutierte. Muss ungefähr nach dem ersten „Fluch der Karibik“ gewesen sein. Das war der letzte Blockbuster, der mir wirklich gefallen hat. Ab da ging es bergab. Ich habe aber auch lieber unterhaltsame Filme, als anstrengenden Arthaus-Kram. Nicht, dass ich das nicht auch mal mag, aber ich muss da halt auch echt Bock drauf haben.

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      • Filmschrott Juli 31, 2017 um 8:27 pm

        Fand ich super, ja. Aber der lässt sich eigentlich schwer einordnen. Kein Blockbuster, aber auch nicht unbedingt sperriges Drama. Der schwebt irgendwo dazwischen, würde ich sagen.

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  6. Pingback: Monatsrückblick Juli 2017 | Filmschrott

  7. Martin Däniken August 4, 2017 um 1:35 am

    Bei Arte „28 Minuten“wurde darauf aufmerksam gemacht das es in in der Wirklichkeit französische Soldaten gab ,
    die ihr Leben riskierten,damit man die Rettungsaktion durchführen konnte…
    Sie kommen im Nolan Streifen garnicht vor, ahem!
    Ist zwar ne Kleinigkeit aber irgenswie fehlt da dann was
    -sprich keine französischen Soldaten,die gegen Nazis kämpfen um Engländer zuretten!!!

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    • Filmschrott August 4, 2017 um 11:07 am

      Das wird ja am Anfang quasi geteast, als der Engländer ohne Namen, der hier einer der Protagonisten ist, durch die Stadt rennt. Aber ich sage ja: Aus der Stadt hätte ich auch gerne was gesehen, allein schon, um die anrückende Bedrohung besser wahrzunehmen.

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  8. Martin Däniken August 5, 2017 um 5:28 am

    Was mir jetzt einfällt ist der asiatische Markt!!
    Wird glaube interessant ,ob und in wieweit der Nolan-Film dem asiatischen Storytelling und der Heldendarstellung entgegen kommt oder evtll schon beim Drehbuchschreiben und Casting darauf ausgerichtet worden ist…
    Oder ob ür Asien ein komplett neuer Film geschnitten wird???
    Evtll regt ja Nolans film ne TV/Netlix/Amazon-Serie für bislang nicht ausgeleuchtetes an(Band of Brothers-mässig)!

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  9. Martin Däniken August 6, 2017 um 12:40 am

    Männlichkeit,die sich durch Heldentum deriliert/dillitiert/definiert mit Zimmer-Soundtrack soll bei den Asiaten nicht gehen,och..und Selbstaufopferung!!!
    wie schon gesagt wenn mans Richtig Richtig Zielgruppen-gerecht schneidet,geht auch Bernard und Bianca aus Softcore durch;-)

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    • Filmschrott August 6, 2017 um 11:43 am

      Ich sage nicht, dass es nicht geht, ich stelle in Frage, ob man diesen Weg gehen will. Nolan ist nicht dafür bekannt, an seinen Filmen rumdoktoren zu lassen. Der ist noch einer der alten Schule. Ein Visionär. Da lässt er seinen Streifen sicher nicht von irgendeinem Studiofritzen zerschnippeln.

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