Filmschrott

Schlechte Filme von Mainstream bis Trash. Die Lücke ist kleiner als man denkt.

Mach was #4

Okay, folgendes: Da mir momentan etwas die Motivation fehlt, mir unfassbar bescheuerte Geschichten aus den Fingern zu saugen (aufmerksame Besucher des Filmschrottplatzes, wissen warum), gibt es heute mal keine neue Kurzgeschichte.

Da ich aber trotzdem beim kleinen Kreativprojekt Mach was weiterhin teilnehmen will, einfach weil ich Bock habe, das Projekt zu unterstützen und es in der weiten Welt (oder unter den gefühlt 12 regelmäßigen Lesern hier zu verbreiten) gibt es auch diesen Monat was.

Das Thema lautet: ZWERGE

Da ich nun mal keine Lust hatte, was neues zu fabrizieren, habe ich mir überlegt, mal nen Auszug aus meinem (mittlerweile in der ersten Testlesephase oder wie auch immer man das nennt, befindlichen) Roman „Verfluchte Bücher“ hier reinzukloppen. Denn auch da kommen Zwerge vor.

Dazu muss ich aber vielleicht mal kurz die Grundlage erklären, die zu dieser Szene führen:

Richard, Rela und Aldo befinden sich auf einer Weltrettungsmission, um eine „böse“ Macht daran zu hindern, das Land Inzaneria ins Chaos zu stürzen. Um erfolgreich zu sein, müssen sie mehrere magische Bücher finden und sie zerstören. Eines dieser Bücher befindet sich in einem Turm, der von Mentagie (einer Form der Magie) umschlossen ist. Um in den Turm zu gelangen, müssen sich die Helden schützen. Der einzige mögliche Schutz bietet ein Material namens Tutelium, das die Zwerge in den Minen horten. Also brechen die Helden zu den Minen auf, um dieses Tutelium zu stehlen.

Hier also ein kurzer Auszug. Bedenkt, dass das nicht unbedingt fertig und nix in Stein gemeißelt ist.

Es wurde dunkel, als die Gruppe die Minen erreichte. Ein kleiner, bärtiger Mann saß, an einen Stein gelehnt, auf dem Boden und schnarchte, wobei die Essensreste in seinem Bart vibrierten. Seine Axt rutschte ihm aus den Händen und fiel scheppernd zu Boden. Der Zwerg wachte auf und sah drei Menschen, die versuchten, sich an ihm vorbei zu schleichen.
»Hey!«, rief der Zwerg und stand auf. »Wartet! Ich muss euch erst ankündigen.«
Er stand auf und holte sie kurz vor dem verschlossenen Tor zur Mine ein. Nach kurzer Schnappatmung fand er seine Stimme wieder.
»Ihr könnt nicht einfach eintreten. Wenn ich euch nicht ankündige, könnte das fatale Folgen für euch haben.«
Er öffnete das Tor und rief hinein: »Mama! Besuch!« Er sah die drei an. »Okay, kommt rein.«
Sie traten durch das Tor in eine Halle, deren Wände so hoch ragten, dass sie in der Dunkelheit verschwanden. An den hohen Säulen in der Mitte der Mine flackerten Fackeln, die das einzige Licht spendeten.
»Gäste, wie schön.« Eine Frau kam aus einem Seitengang und reichte den Besuchern die Hand. Sie überragte jeden von ihnen um mindestens einen Meter. »Willkommen in den Minen. Mein Name ist Gloria. Ihr kommt gerade rechtzeitig zum Essen.«

ZWERGE

Die Zwerge gelten als das gastfreundlichste Volk Inzanerias. Das liegt in erster Linie an Gloria, der Mutter aller Zwerge. Bis heute ist es eins der zweiundvierzig großen, ungelösten Geheimnisse, wie eine drei Meter große Frau sieben ein Drittel so große Männer gebähren konnte. Experten glauben, dass es daran liegt, dass ihr Mann ein Gnom gewesen sein könnte, aber einen Beweis gibt es dafür nicht.
Die Zwerge auseinanderzuhalten ist schwierig, da sie alle wie ein fass aussehen, auf dem jemand ein altes Fell abgelegt hat. Es ist nicht so, dass sie besonders starken Haarwuchs haben. Sie sind nur zu faul, sich zu rasieren. Ihre zeit verbringen sie lieber mit Essen und möglichst geringer Bewegung.
Gloria brachte all ihren Kindern gute Manieren bei. Wenn nötig mit Gewalt, oder – was für Zwerge viel schlimmer ist – indem sie aufhörte, für sie zu kochen. Das wäre bei anderen Völkern keine richtige Strafe, da aber die Zwerge nicht mal in der Lage sind, eine Scheibe Brot zuzubereiten, ohne sich dabei einen Finger abzuschneiden und die Nahrungsaufnahme etwa neunzig Prozent des Tagesablaufs eines Zwergs bestimmt, zeigte die Methode immer Wirkung.
Glorias Tagesablauf hingegen besteht zu neunundneunzig Prozent daraus, in der Küche zu stehen und zu kochen. Deshalb kommen in neunundneunzig von hundert Fällen die Besucher in den Minen immer gerade rechtzeitig zum Essen.

Durch einen hohen Rundbogen führte Gloria die dreiköpfige Gruppe in ein Esszimmer. Schlanke, bleiche Wesen deckten einen langen Tisch und trugen in gebückter Haltung das zubereitete Essen heran. Sie sahen die Besucher aus großen, traurigen Augen an.
»Setzt euch. Wenn ihr einen Wunsch habt, fragt einfach danach. Die Sumpholoiden werden euch mit Freude bedienen.«
»Sie sehen nicht sehr glücklich aus«, erkannte Rela.
»Sie zeigen es nicht, aber sie waren nie fröhlicher. Ohne uns würden sie immer noch in ihrem Sumpf rumdümpeln.«

SUMPHOLOIDEN

Die Sumpholoiden sind ein hellhäutiges, spitzohriges, mageres Volk, das im Tümpelsumpf lebte. Sie gelten als älteste Wesen Inzanerias, was laut Experten daran liegen könnte, dass sie ihren Sumpf niemals verlassen haben und sich aus allen Streitigkeiten zwischen anderen Völkern heraushielten.
Das änderte sich allerdings, als die Zwerge begannen ihre Minen zu bauen und dringend Hilfe benötigten, sich aber niemand bereit erklärte, freiwillig beim Graben zu helfen. Sie entführten die Sumpholoiden und zwangen sie zur Arbeit in den Minen. Schnell stellten die Zwerge fest, dass genügend Sumpholoiden zum Arbeiten da waren, weshalb sie selber keine Spitzhacke mehr in die Hand nahmen.
Die Sumpholoiden würden wahrscheinlich um Hilfe gegen diese Unterdrückung bitten, aber sie kennen niemanden. Außer den alten Mann, der bei ihnen im Sumpf lebte und dort, auf der Suche nach einem neuen Rezept für Hühnersuppe, zufällig ein Mittel gegen Migräne entwickelte.
Sumpholoiden benennen ihre Neugeborenen nach dem Ort der Geburt. Deshalb heißen die meisten Matschloch oder Pfütze. Seit sie in den Minen arbeiten, gibt es auch vereinzelte Staubhaufen und Karre-die-gerade-einen-langen-Schacht-entlang-rollt.

Nach einem Festmahl, dass keine Wünsche offen ließ – auf das hier aber nicht weiter eingegangen wird, da essende Zwerge einen der grausamsten Anblicke in Inzaneria darstellen – bot Gloria eine Führung durch die Minen an, den die Gäste, nachdem sie sich von dem schockierenden Anblick erholt hatten, dankend annahmen.
Da Gloria mit der Zubereitung der nächsten Mahlzeit beschäftigt war, führte ein Sumpholoide die Gruppe durch die dunklen Gänge.
»Baumkrone, zu Diensten«, sagte er.
»Baumkrone?«
»Das ist mein Name. Es ist eine lange Geschichte.«
Er ging gebückter, als seine Artgenossen. Rela vermutete, dass das bedauernswerte Wesen schon lange in den Minen arbeitete. Sie hatte die Zwerge immer für ihre erstaunliche Arbeit bewundert. Die Erkenntnis, dass sie diese armen Geschöpfe ihre Arbeit verrichten ließen, rückte sie in ein anderes Licht.
Sie erreichten eine Plattform, die an einem Seil hängend über einem Loch schwankte und drohte, jeden Moment in die Tiefe zu stürzen.
Richard blieb stehen. »Da steige ich nicht drauf.«
Rela bestieg vorsichtig die Holzplatte. »Scheint sicher zu sein«, sagte sie, als die Plattform die Höhe nicht innerhalb weniger Sekunden um einige Meter nach unten veränderte.
»Du bist klein und wiegst nichts. Aber das Teil trägt uns niemals alle gleichzeitig.«
»Keine Sorge«, versuchte Baumkrone Richard zu beruhigen. »Über diesen Aufzug wurden schon ganze Felsen transportiert.«
»Felsen tut es auch nichts, wenn sie unten aufschlagen.«
Rela ging zu Richard und flüsterte: »Wir müssen da runter. Wenn das Tutelium existiert, wird es da unten sein.«
»Tutelium?«, fragte Baumkrone.
»Äh, du scheinst gute Ohren zu haben.«
»Sumpholoiden haben ein äußerst gutes Gehör. Aber keine Sorge. Ich führe euch zum Tutelium. Es wird die Zwerge verärgern. Kommt.«
Baumkrone betrat den Aufzug. Aldo folgte ihm. Rela fasste Richard an der Hand. Er ließ sich langsam zur Plattform führen und betrat langsam das wackelige Beförderungssystem. Seile knackten und Gewinde quietschten, während sich die Plattform senkte. Nach einigen Minuten kam der Aufzug auf steinigem Boden zu liegen und die Gruppe fand sich in einem Minenstollen wieder. In verschiedene Richtungen führten Gänge tiefer in den Berg hinein.
»Ich muss um Ruhe bitten«, warnte Baumkrone, »hier unten halten sich Zwerge auf.«
Sie gingen durch einen Stollen. An einer Wand lehnten Spitzhacken.
»Dort befindet sich das Tutelium«, erklärte Baumkrone. »Aber es wird bewacht.«
»Und wie kommen wir an den Bewachern vorbei?«
»Indem wir leise sind. Wenn sie nicht essen, schlafen sie. Wenn wir nicht laut sind, werden sie nicht wach.«
Eine Explosion erschütterte die Mine.
»So viel dazu«, sagte Richard.
Die Zwerge wachten auf, rieben sich die Augen und erblickten mit diesen die Eindringlinge. Einer der Zwerge holte eine Axt hervor und stand auf. Die anderen zwei folgten seinem Beispiel.
»Wir sollten hier verschwinden«, schlug Aldo vor.
Sie liefen unter Führung von Baumkrone zurück durch den Stollen. Die Zwerge verfolgten sie durch den steinigen Gang. Sie erreichten die Stelle, an der die Plattform vor einigen Minuten auf dem Boden gelegen hatte. Sie sahen nach oben. Der Aufzug verschwand in der Dunkelheit.
Etwas haariges fiel aus der Finsternis herab und landete auf dem steinigen Boden. Aldo, Richard, Rela, Baumkrone und die Zwerge sahen den blutigen Klumpen vor ihren Füßen an.
»Es ist Terg«, sagte einer der Zwerge.
»Was ist da oben los?«, fragte ein anderer.
Alle sahen nach oben. Die Plattform sank langsam wieder nach unten.
»Was auch immer auf dem Aufzug ist, es ist mit Sicherheit nicht freundlich«, sagte Rela. »Wir sollten zusammenhalten.«
»Wir sollten abhauen«, schlug Aldo eine Alternative vor.
Einer der Zwerge zog eine zweite Axt unter seinem Bart hervor und reichte sie Richard. »Mein Name ist Gerg«, stellte er sich vor. »Wenn wir das hier überleben, könnt ihr mir erklären, was ihr in unserem Tuteliumlager zu suchen hattet.« Eine weitere Axt wurde an Aldo gereicht.
»Habt ihr auch noch eine Waffe für mich, oder soll ich sie kratzen und beißen?«, fragte Rela.
»Du bist eine Frau«, sagte Gerg.
»Sehr scharfsinnig von dir. Und was ist das Problem?«
»Frauen kämpfen nicht.«
»Wohl noch nie von Melvina gehört.«
»Nein. Wer ist das?«
»Gib mir einfach die Axt.«
Die Plattform kam auf Augenhöhe der größer gewachsenen Anwesenden an. Eine Horde bewaffneter Dragonen belagerte den Aufzug. Die Platte erreichte den Boden. Eine Wurfaxt spaltete den Schädel eines Dragonen.
»Ihr seid nicht willkommen«, sagte Gerg und stürmte voran.

Für Lob, Kritik oder völligen Verriss bin ich wie immer offen. Haut einfach nen Kommentar raus.

12 Antworten zu “Mach was #4

  1. Wortman Mai 24, 2015 um 6:35 pm

    Man merkt dem Text an, dass er von dir kommt 🙂 Also schon mal was Gutes 🙂
    Geht ja richtig was ab da bei deinen „Helden“ 😉

    Gefällt 1 Person

    • filmschrott Mai 24, 2015 um 6:42 pm

      Danke. Vom Stil her hats dir also gefallen? Ich bin da immer etwas selbstkritisch, ob das auch wirklich so gut leserlich ist.
      Ja, in dem Buch gibt es durchaus reichlich Action, aber auch bescheuerte Charaktere kommen nicht zu kurz. Schließlich droht da der Weltuntergang. Da dürfen Weltuntergangssekten, faule Zwerge, kriegssüchtige Soldaten und Modedesigner nicht fehlen.

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  2. Die Poe Mai 26, 2015 um 9:36 am

    „…da sie alle wie ein fass aussehen, auf dem jemand ein altes Fell abgelegt hat…“ herrliche Beschreibung!

    Gefällt 1 Person

  3. Pingback: Media Monday #206 | Filmschrott

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