„Houston, we have a problem!“ – Apollo 13, 1995
Hollywood hat ebenfalls ein Problem. Es nennt sich: Ideenlosigkeit. Unendliche Fortsetzungen und Remakes wechseln sich auf den Leinwänden ab. Aber was macht man, um die Zeit zwischen Fortsetzungen und Remakes zu überbrücken? Man stöbert in alten TV-Archiven, auf der Suche nach Serien, die man auf der großen Leinwand neu aufarbeiten kann, um dieses Unternehmen dann völlig in den Sand zu setzen. Ein Beispiel für diese Vorgehensweise gibt es hier:
LOST IN SPACE – USA – 1998 – 125 Min.
Starring: Oldboy, wenn er ein Mann ist, und ein Freund
Die Vorgeschichte ist schnell erklärt: Familie Robinson soll, im Jahre 2058, mit einem Raumschiff zu einem Planeten fliegen, um dessen Besiedlung vorzubereiten. Fertig.
Erst mal greifen direkt irgendwelche Terroristen die Raumstation an, aber Major Don West, gespielt von Matt LeBlanc, eilt zur Rettung. Nebenbei haut er billige One-Liner raus und rettet seinem Kumpel das Leben. Unser Held des Films ist also gefunden und mit LeBlanc natürlich großartig besetzt. Der beweist direkt, dass es für ihn wohl keine große Herausforderung dargestellt haben dürfte, in Friends einen schlechten Schauspieler zu mimen.
Eine Lehrerin beschwert sich bei Mutter Robinson über ihren Sohn, der wohl ein ganz schlauer Kopf ist und ständig mit Technikkrempel rumexperimentiert. Dabei hat er die Stromversorgung der Schule lahmgelegt, was die Lehrerin ganz schön auf die Palme bringt. Den kleinen Will interessiert das wenig und er verwandelt den Körper seiner Lehrerin in der Hologrammübertragung in nen Drachen und anderen Kram. Der Haussegen hängt schief, als Tochter Robinson klarstellt, dass sie absolut keinen Bock hat, ins All zu fliegen und lieber Party mit ihren Freunden machen würde.
Da der ursprüngliche Pilot wegen ner Grippe nicht fliegen kann – eigentlich ist er tot, aber dass darf keiner wissen – wird kurzerhand Major West der Mission hinzugefügt, der genau so begeistert ist wie Tochter Robinson, da er lieber Terroristen wegbomben will.
Neben William Hurt, der Vater Robinson spielt, hat sich auch Gary Oldman überreden lassen, in diesem Streifen mitzumischen. Der verhandelt gerade seinen Preis für die Sabotierung der Mission, denn er ist ein Undercover-Spion oder so was.
West schmeißt sich an die ältere Tochter Robinson ran, was Vater Robinson natürlich gar nicht gefällt. Der streitet sich zu Hause angekommen mit seiner Frau, womit jetzt endgültig klar ist, dass hier jeder jeden kacke findet.
Oldman schleicht sich in einer Nacht und Nebel Aktion – naja, eher Nacht ohne Nebel – auf das Schiff und manipuliert einen Roboter, damit der alle killt, die auf dem Schiff sind. Sein Boss betrügt ihn aber und knockt ihn irgendwie über Funk aus, wodurch er nicht mehr vom Schiff kommt und mitfliegen darf. Die Robinsons werden in ihren Kapseln eingefroren und West hebt ab.
Bei der Gestaltung des Raumschiffs hat man sich voll ins Zeug gelegt. Das Teil sieht aus, als hätte man zwei Suppenteller übereinandergestülpt. Nix gegen Old-School, aber etwas mehr Einfallsreichtum kann man ja wohl verlangen. Immerhin wird die Außenhülle abgesprengt und es erscheint ein fliegendes Frisbee mit Windschutzscheibe.
Nachdem West sich in seinen privaten Kühlschrank begeben hat, wacht Oldman – dessen Namen man immer noch nicht erfahren hat – auf. Auch wenn ihm seine Hand durch die komische Funkausknockaktion ganz schön schmerzt, versucht er den Roboter aufzuhalten, der im Schiff Amok läuft. Dazu weckt er die Robinsons auf und man ballert wild durch die Gegend, was den Roboter wenig beeindruckt. Der Sohn mit Einstein-IQ schafft es dann im Vorbeigehen, die Kontrolle über den Todesroboter zu übernehmen und rettet vorerst die Mission. West will Oldman um die Ecke bringen, aber der ist scheinbar der Einzige, der Judy retten kann, die noch in ihrer Gefrierkammer eingeschlossen ist – und zwar in dem er die Kammer mit ner Brechstange aufhebelt. Das kann nämlich sonst niemand. Da man zu nah an der Sonne ist, beschließt man, durch sie hindurch zu fliegen. Ja, durch die Sonne hindurch. Äußerst genialer Plan. Kaum warm, aber das Schiff kann das wohl ab. Dabei reist man dann durch die Zeit, oder den Raum, oder beides, oder was auch immer, jedenfalls gibt’s Bullet-Time und man landet … irgendwo.
West überzeugt Dr. Smith – so heißt Oldmans Charakter – mit Waffengewalt, ihn zu begleiten, ein verlassenes Schiff zu erkunden. Man erfährt, dass das verlassene Schiff auf der Suche nach ihnen war. Bevor man weiter darüber nachdenken kann, verfolgt man einen Weltraum-Chamäleon-Affen in den schiffseigenen Regenwald und wird von Space-Spinnen angegriffen. Aber Major West hat einen ausfahrbaren Ritterhelm in seinem Hemdkragen versteckt und ballert, durch diesen geschützt, die Spinnen weg. Eine der Spinnen kratzt Smith am Rücken, obwohl es den gar nicht gejuckt hat. Die Flucht gelingt und West bombt das Schiff weg, weil er Spinnen hasst. Bei der Flucht vor der Druckwelle der Explosion stürzt man auf einem fremden Planeten ab.
Die Story dümpelt mit jeder Menge Schuldzuweisungen und dummen Geschwafel vor sich hin und man geht erst mal pennen. Am nächsten Morgen entdeckt man eine gewaltige Weltraumblase im Wald. Vater John vermutet, dass es eine Zeitblase ist, wie eine durch die sie im Weltall geflogen sind. Sein Sohn vermutet, dass jemand eine Zeitmaschine gebaut hat, die für diese Blase verantwortlich ist, was sich später auch als wahr herausstellen wird – sorry für den Spoiler – was aber absolut nicht erklärt, wo denn eigentlich die Zeitblase im Weltraum herkam. Es werden noch ein paar Sentimentalitäten ausgetauscht, dann brechen John und Don auf, um die Zukunft zu erkunden. Will baut derweil nen neuen Roboter und die Mädels reparieren das Schiff. In der Zeitblase werden West und Robinson erschossen. Im Schiff quatscht Smith Will zu, damit dieser ihn in die Zeitblase begleitet. Will, der technisch ein Genie ist, aber sonst scheinbar die Intelligenz von Mondgestein besitzt, lässt sich natürlich schnell überzeugen und man latscht zum Wald der Zukunft. Dort findet Smith die Gräber der Weiber.
John findet sich in einer zukünftigen Version seines Schiffes wieder und trifft auf Old Will. Der hat eine Zeitmaschine gebaut und will den Start des Fluges in der Vergangenheit verhindern. Young Will gibt Smith ne Waffe, was sich natürlich als Fehler herausstellt. Der stürmt das Schiff der Zukunft und übernimmt den Laden. Er will selber zurück in die Vergangenheit reisen, aber hier kommt Spider-Smith, der durch den Spinnenbiss zu einem Spinnenmann nutiert ist, und haut seinem jungen Ich in die Fresse und wirft ihn von einer Plattform. Spider-Smith scheint seinen Plan nicht ganz durchdacht zu haben, denn würde der Tot seines alten Ichs nicht ein Paradoxon bedeuten, in dem er ihn gar nicht von der Plattform hätte werfen können? Doc Brown könnte das sicher genauer erklären.
Young Will labert den Roboter der Zukunft zu, der dadurch die Seiten wechselt, weil Will der Roboterpflüsterer ist. Die Frauen ballern eine Leuchtrakete in die Zeitkuppel und keiner weiß warum. Old Will stellt fest, dass Spider-Smith ihn verraten hat – was für eine Wende – und die Frauen gekillt hat. Spider-Smith ist schwanger und will die Erde beherrschen. Dafür braucht er natürlich Wills Zeitmaschine. Old Will wird gekillt, aber sein Vater ist zur Stelle. Er haut Spider-Smith nen Schraubenschlüssel in die Fresse, worauf der von den Spinnenbabys gefressen wird, da diese ihre eigenen Verwundeten essen.
Don und Nicht-Spinnen-Smith erreichen das Original-Schiff und heben ab. Old Will lebt natürlich doch noch und guckt gemeinsam mit seinem Vater zu, wie das Schiff in einem Asteroidenhagel explodiert. Will hat ne Idee, wie er das rückgängig machen kann, und stößt seinen Vater in die Zeitmaschine. Der landet im Schiff kurz bevor es versucht hat den Planeten zu verlassen. John hat den Plan der Pläne und schlägt vor, durch den Planeten hindurchzufliegen. Warum auch nicht? Hat ja auch schon bei der Sonne funktioniert. Man entkommt und fliegt Richtung Heimat, auch wenn kein Mensch weiß, wo das eigentlich ist. Und das war’s dann. Nebenbei hat man wohl völlig vergessen, dass man den spinnenbissverseuchten Smith noch an Board hat, den man jetzt mit nach Hause nimmt. Aber was soll’s, Hauptsache die Familie ist gerettet. Scheiß auf die Erde.
Immerhin haben wir gelernt, dass Weltraum-Chamäleon-Affen echt süß sind.
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